
Ein unbeschreiblich schöner und bedrohter Lebensraum: das Watt
Das Thema Watt löst bei den Menschen unterschiedliche Reaktionen aus. Manche Tourist:innen, die das erste Mal an der Nordsee Urlaub machen, denken das sei nur Matsch und triste Natur. Andere fahren Jahr für Jahr wieder dorthin zurück, weil sie sich an das wohlfühlende Gefühl des Schlicks an ihren Füßen erinnern, die interessante Wattführung oder atemberaubende Sonnenuntergänge. Das Watt ist durch und durch ein schützenswerter Lebensraum, der leider durch den Klimawandel und menschliche Einflüsse bedroht wird.
Dieser Bericht gibt dir einen kleinen Einblick in den Lebensraum Wattenmeer.
Das Wattenmeer ist unverzichtbar für den Erhalt der globalen Artenvielfalt, da es trotz seiner anspruchsvollen Lebensbedingungen eine Vielzahl von Lebewesen beherbergt. Die Watttiere müssen den Gezeiten, den Wind und vielen Fressfeinden standhalten, daher ist die Artenvielfalt etwa auf 10.000 Tiere begrenzt.

Diese Würmer, Schnecken, Muscheln und andere Arten dienen vor allem als Vogelfutter:
Jährlich bietet das Watt rund 10 bis 12 Millionen Zugvögel ein abwechslungsreiches Menü, das sie benötigen, um in ihre Überwinterungsgebiete weiterfliegen zu können. Diese sind mehrere tausend Kilometer entfernt, deshalb müssen sie sich ein ordentliches Fettpolster anfressen. Einige Vogelarten fühlen sich sogar so wohl, dass sie im Nationalpark Wattenmeer brüten! Die bekanntesten Arten sind die Seeschwalben, Austernfischer und verschieden Möwenarten.
Neben dem Watt gehören Muschelbänke, dichte Seegraswiesen, Salzwiesen, Sandstrände und Dünen zu den geschützten Gebieten.
Zu den Säugetieren, die man dort beobachten kann, gehören Seehunde, Kegelrobben und Schweinswale. Doch den Säugern könnte es besser gehen. Jährlich werden unter anderem tausende Schweinswale Opfer der sogenannten Stellnetzfischerei, in dessen Netzen sie sich verfangen und qualvoll verenden. Einige Fischer:innen werfen die Kadaver dann achtlos über Board, da sie keine Verwendung für sie haben.

Um diese Biodiversität und Artenvielfalt zu schützen, ist das Wattenmeer seit 1986 ein Nationalpark ganz nach dem Motto „Natur Natur sein lassen“. Es wurden Gesetze auferlegt, die dafür sorgen, dass das Watt nachhaltig genutzt und nicht komplett ausgebeutet wird. Aufgrund seiner unverzichtbaren Bedeutung wurde es 2009 sogar zum UNESCO-Weltnaturerbe ausgezeichnet. Es geht schon in die richtige Richtung!
Die Welterbestätte Wattenmeer hat eine Fläche von rund 11.500 km² und erstreckt sich mit 400 km entlang der Küste von niederländischen Den Helder bis zum dänischen Esbjerg.
Ebbe und Flut
Zweimal im Tag werden diese Flächen aufgrund der Gezeiten überspült. Ebbe und Flut wird einigen von euch bestimmt ein Begriff sein. Der jeweilige Prozess geht ungefähr 6 Stunden und 12 Minuten, danach kommt Niedrig- oder Hochwasser. Die Entstehung von Ebbe und Flut in diesem Bericht zu erklären, würde den Rahmen etwas sprengen. Aber falls es euch interessiert, schreibt es gerne!
Fischerei als Bedrohung
Diese dynamische von Gezeiten und Wind geformte Landschaft gilt es unbedingt zu schützen! Doch trotz des Nationalparks gibt es viele Gefahren, die dem Watt zu schaffen machen. Dazu gehört vor allem die Fischerei. Wart ihr schon einmal an der Nordsee und habt ein frisches Krabbenbrötchen gegessen? Oder eine frische junge Scholle, die wahrscheinlich noch nicht einmal geschlechtsreif war? Ja, ihr habt richtig gelesen:
Am „leckersten“ finden wir Schollen nämlich, wenn sie noch klein sind. Zu klein. Da sie sie sich kaum fortpflanzen können und wir sie zu früh aus ihrem Lebensraum nehmen, sind sie und andere Plattfische von der Überfischung stark bedroht.

An schädlichen Fangmethoden bedient sich auch die Krabbenfischerei. Sie benutzen sogenannte Schleppnetze, die den Meeresmoden entlangraspeln und alles mitnehmen und zerstören, was sich ihnen in den Weg stellt. Pro Kilo Krabben fangen sie sieben Kilo Beifang, also unschuldige Meeresbewohner, die sie gar nicht verwenden können: Diese werden achtlos über Board geworfen und sind meistens bereits tot.
Früher konnte man sogar Katzenhaie, Rochen oder Seepferdchen im Wattenmeer beobachten, doch diese sind praktisch verschwunden im Laufe der Jahre.
Die Muschelfischerei muss an dieser Stelle auch erwähnt werden. Durch den übermäßigen Muschelkonsum verschwinden die natürlichen Muschelbänke auf dem Wattboden. Über mehrere Jahre hinweg wurden deshalb sogenannte Saatmuscheln aus dem Ausland importiert und künstlich gezüchtet. Das hat viele invasive Arten mit eingeschleppt. Invasive Arten sind gebietsfremde Tiere oder Pflanzen, die durch ihr Auftauchen unerwünschte Auswirkungen hervorrufen. Sie können Ökosysteme zum Beispiel so beeinflussen, dass einheimische Arten dort nicht mehr leben können, oder keine Nahrung mehr finden.
Falls euch das Thema Muschelfischerei und ihre Probleme näher interessiert, schreibt es gerne in die Kommentare, dieses Thema ist ein ganzer Bericht wert.
Der Klimawandel
Euch ist wahrscheinlich aufgefallen, dass ein wichtiger Punkt fehlt: Der Klimawandel. Das Wattenmeer ist vor allem durch den steigenden Meeresspiegel und steigende Temperaturen gefährdet. Aktuell ist es danke der Gezeiten so, dass die Wattflächen durch die Ebbe zweimal täglich trockenfallen. Aufgrund des Meeresspiegelanstieges wird es die Ebbe, so wie wir sie heute kennen nicht mehr geben und die Wattflächen werden dauerhaft überschwemmt sein. Auch Salzwiesen werden dem zum Opfer fallen und somit tausende Tierarten.
Zugvögel hätten dann auch keine Chance mehr sich ein Fettpolster anzulegen, da ihre Futterquelle komplett wegfallen würde. Das würde ein unvorstellbares Chaos auslösen.
Wärmeliebende Tier- und Pflanzenarten aus anderen Regionen können sich hier ausbreiten, während heimische Arten in kältere Regionen abwandern, beziehungsweise verdrängt werden.
Das Wattenmeer hat zahlreiche Facetten und allein über die bekanntesten Watttierchen könnte ich einen eigenen Artikel schreiben. Und neben der Fischerei gibt es noch weitere Probleme, mit denen das Wattenmeer zu kämpfen hat.
Falls euch dieser Bericht neugierig auf mehr gemacht hat, schreibt es gerne in die Kommentare!
Wart ihr schonmal im Watt? Falls ja, wie hat es euch gefallen?
Quellen:
https://www.wwf-junior.de/natur/das-wattenmeer
https://www.wwf.de/themen-projekte/projektregionen/wattenmeer/wattenmeer-programm/
https://www.wwf.de/themen-projekte/projektregionen/wattenmeer/
https://www.wwf.de/themen-projekte/projektregionen/wattenmeer/bildung-im-wattenmeer/
https://www.wwf.de/themen-projekte/projektregionen/wattenmeer/fischerei-bedroht-das-wattenmeer/
https://www.unesco.de/kultur-und-natur/welterbe/welterbe-deutschland/wattenmeer

Die Autorin Leana
Eine Story von Leana
Leana schreibt ehrenamtlich für die WWF Jugend Community. Sie ist im Redaktions- und Aktionsteam. Auch du kannst hier mitmachen - komm in unser Team.
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