Interview mit der Autorin von "Anders - City Age"

Published on March 30, 2022

    Helen ist ein Urgestein der WWF Jugend und war lange, lange aktiv. Jetzt, mit 27 Jahren, hat sie einen gesellschaftskritischen Jugendroman veröffentlicht, den sie hier euch schon einmal kurz vorgestellt hat.

    Im Interview erzählt sie mehr. Wie entstand die Idee? Wie lebt Helen jetzt? Warum war irgendwann plötzlich alles anders - und was hat die WWF Jugend damit zu tun?

    © Helen Friedenstab

     

    Liebe Helen, schön, mal wieder mit dir zu sprechen. Ich steig direkt ein mit der ersten Frage: Wie bist du zum Schreiben gekommen?

    Hi Lena, ich freu mich auch. Soweit ich mich erinnere, habe ich mir schon immer Geschichten ausgedacht. Welten ohne Grenzen, faszinierende Möglichkeit, abenteuerlich, aber ... vor allem schön. Denn diese Welt hier, fand ich nicht wirklich schön. Aber dann hat sich etwas verändert. Auch in meinen Geschichten …

    Was hat sich verändert?

    Mit 14 Jahren war ich an einem Punkt, wo ich das Geschehen und die (fehlenden) Handlungen der Gesellschaft schier unerträglich fand. An einem morgen habe ich mich geweigert an diesem Tag in die Schule zu gehen. Meine Mutter hat mich zum Glück gewähren lassen. Mir war klar: irgendwas muss sich verändern und wenn ich in meinem Leben nichts ändere, wird das wohl nie geschehen. Ich erinnerte mich an ein Plakat von einem „WWF“ und setzte mich in eine Decke gekuschelt und mit einem Tee an den Computer des Hauses (Handys hatten da noch kein Internet ;)), um da mehr zu erfahren. Kurz darauf war ich einer der ersten Mitglieder, der noch ganz jungen WWF Jugend.

    Und wie sich Dinge verändert haben! Endlich traf ich Gleichgesinnte und wir organisierten Aktionen und tauschten uns über unsere Interessen aus. Mit Marcel als Community-Manager lernte ich auch den ersten Erwachsenen kennen, von dem ich nicht enttäuscht, sondern beeindruckt war. :) Und der Geist in meinen Geschichten veränderte sich. Die Welt musste nicht mehr perfekt sein. Nun fand ich es viel spannender, zu überlegen, wie Menschen an Punkte kommen, wo sie ihr Leben überdenken. Und aktiv die Welt mitgestalten. Noch mit 14 Jahren entstand die Idee für das Buch „Anders“ und einige Szenen sind noch original aus der Zeit.

    Wow, das sind 13 Jahre von der Idee zur Veröffentlichung. Worum geht es denn genau in "Anders"?

    Mhm, worum es wirklich geht, ist schwierig in Worte zu fassen. Um eine neue Art des bewussten Umgangs mit sich und der Welt, würde ich sagen. Aber fange ich mal bei der Geschichte an :) : Mia ist 14 und lebt im Jahre 2050 in einem Europa, das fast nur noch aus Städten und Agrarfläche besteht. Kaum einer geht raus zwischen die Felder, doch sie zieht es immer wieder dort hin. Ansonsten lebt sie jedoch ein übliches Leben und fällt nur durch ihre Schulleistungen etwas auf. Durch eine Begegnung mit einem ungewöhnlichen Flüchtlingsjungen, bekommt ihre Normalität plötzlich Risse. Was tut diese Gesellschaft eigentlich? Und: Wie möchte ich wirklich leben? Ein Kapf ums innere Erwachen und die eigenen Werte beginnt.

    Es geht um Perspektivwechsel, eine besondere Freundschaft und auch viele Umweltthemen wie Naturschutz und die Klimakrise, die einen plötzlich hautnah berührt. Ungewöhnlich an dem Buch ist auch, dass Gedichte/kurze Texte die Kapitel einrahmen und damit zum Innehalten und Nachdenken einladen und das Gelesene in einem neuen Licht beleuchten. Hier ein Herzstück aus der Mitte des Buches: ein Text, den ich original so mit 15 Jahren mal in mein Notizbuch gekritzelt habe.

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    Jeder Mensch ist anders, daraus folgt: Kein Mensch ist gleich. Das heißt wiederum, dass es eigentlich keine richtige Normalität gibt, da es keinen Menschen zweimal gibt. Daraus schließt man, dass, wenn keiner normal ist, auch keiner unnormal ist, was irreführend bloß heißt, dass es normal ist, unnormal zu sein, was wiederum aber auch nicht ausschließt, dass es einen Durchschnitt gibt. Doch wozu will man durchschnittlich sien, wenn doch sowieso jeder anders ist. Und ist jeder anders, so ist jeder einzigartig, ist jeder etwas Besonderes, was dann wiederum nichts Besonderes mehr ist, da es schon normal ist, etwas Besonderes zu sein, was aber nicht geht, da es Normalität gar nicht gibt, weil doch jeder anders ist.

    Gedicht einer 15-Jährigen

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    Wie schön! Ich glaube, so ähnlich habe ich mit 15 auch gedacht. Etwas durcheinander, aber mir meine eigenen Glaubenssätze schaffend die Welt erklären.

    Wo hast du dein Buch veröffentlicht?

    Schlussendlich habe ich mich für den Selbstverlag Books on Demand entschieden, der ökologisch Druckt und versendet. Das Taschenbuch gibt es dort oder über alle Buchläden versandkostenfrei für 14,90€. Wer leichtes Reisegepäck mag, findet auch das eBook bei Amazon Kindle. Für weitere Informationen, Zitate und Hintergründe rund um „City Age“ kann man auf meinen Autorenseiten bei Facebook und Instagram vorbeischauen. Oder natürlich mir über mein Profil in der Community eine Nachricht schreiben. Ich freu mich!

    Schreibst du denn noch weiter? Und wie lebst du eigentlich zur Zeit?

    Tatsächlich ist „City Age“ als Trilogie angedacht mit den Büchern „Anders“, „Unnormal“ und „Besonders“. Da gibt es auch schon ein paar Kapitel … ;) . Aber das darf auch seine Zeit haben. Wichtig ist mir weiterhin, möglichst viel draußen zu sein und meinen Lebensstil ökologisch zu gestalten. Und vom Leben zu lernen auf freie und faszinierende Art. Ich gehe gerne wandern und übernachte dann draußen. Ich habe für mich das „Wwoofen“ entdeckt: umsonst auf ökologischen Höfen mitleben gegen Mithilfe. Von Obstbaumschnitt bis Stand-Up-Paddling habe ich da schon einiges gelernt. Auch das Spirituelle im Leben finde ich sehr berührend und habe zum Beispiel schon mal ein Jahr in einem Kloster mitgelebt. Es gibt viele Möglichkeiten, wenn man sich traut, ruhig etwas anders zu leben, als unsere Gesellschaft es erwartet. :)

    Danke für das Interview. Ich freu mich schon, das Buch zu lesen.

    Auch vielen Dank! Ich freu mich, wenn einige WWF Jugendliche in „Anders“ ein passendes Buch für sich entdecken. Und ich bin so froh und so stolz auf das Engagement der WWF Jugend und jedes einzelnen!!

    Helen bei dem Clean Up Walk 2020 und Aktionen der Wolfsretter-Kampagne 2012.

     


     


    Die Autorin Lena

    Eine Story von: Lena

    Lena schreibt ehrenamtlich für die WWF Jugend Community. Sie ist im Redaktions- und Aktionsteam. Auch du kannst hier mitmachen - melde dich gerne bei uns.