
So kannst du Mikroplastik reduzieren (Tipp der Woche)
Plastik ist in unserem Alltag an vielen Stellen. Die großen Plastikstücke nehmen wir noch relativ gut wahr und versuchen vielleicht sogar, weniger Plastikmüll zu verursachen. Anders ist das bei Mikroplastik: Das wird oft vergessen. Denn die Stücke sind so klein, dass wir sie manchmal gar nicht sehen. Doch auch hier können wir einiges tun, um die Flut an Mikroplastik zu reduzieren. Was, das erfährst du in diesem Tipp der Woche.
Zuerst etwas „Theorie“ als Hintergrund, im zweiten Teil dann die „Praxis“.
Mikroplastik – eine Gefahr für Menschen, Tiere und Umwelt
Als Mikroplastik bezeichnet man i.d.R. Plastikstücke oder –fasern, die eine Größe von weniger als 5 mm haben. Einiges davon können wir also mit bloßem Auge erkennen, anderes nur unter dem Mikroskop. Da es keine einheitliche Definition gibt, schwanken auch die Angaben über die Mengen an Mikroplastik. Laut IUCN (Weltnaturschutzunion) kommen jedes Jahr 3,2 Millionen Tonnen Mikroplastik neu in die Umwelt. 1,5 Tonnen davon gelangen in die Meere. So ist es nicht verwunderlich, dass Mikroplastik fast überall in der Natur und auch im Menschen zu finden ist: In der Plazenta und im Blut von uns Menschen, in der Tiefsee, der Arktis, im Bier, in Böden, der Luft und in allen Meeren.

Mikroplastik entsteht aus verschiedenen Quellen: Zunächst einmal wird zwischen primärem und sekundären Mikroplastik unterschieden. Primäres Mikroplastik sind z.B. Plastikpellets aus der Industrie oder Zusätze in Kosmetika und Reinigungsmitteln. Also alles, was mit Absicht diese kleine Größe hat. Sekundäres Mikroplastik dagegen entsteht, wenn größere Plastikstücke zerfallen. Das ist oft im Meer oder allgemein in der Natur der Fall. Durch Sonne, Wind, Reibung, Bakterien und andere Belastungen wird das Plastik spröde und zerfällt in immer kleinere Teile. Aber auch Plastiktrinkflaschen und andere Gegenstände geben mit der Zeit kleine Teilchen ab – die du dann z.B. trinkst. Dieses sekundäre Mikroplastik macht den weitaus größten Teil aus.
Wichtig ist auch: Plastik zerfällt nie komplett, auch nicht in einem Zeitraum von 100 Jahren. Es bleiben immer Stücke übrig, nur eben kleinere.
Hier kannst du dir das noch einmal als Video ansehen (deutsche Sprache, Untertitel zuschaltbar, 4:06 Min):
Problematisch ist Mikroplastik aus den gleichen Gründen wie Makroplastik: Plastik enthält viele Zusatzstoffe, darunter Biozide, Flammschutzmittel, Weichmacher, Farbstoffe und viele mehr. Diese Zusatzstoffe sind im Plastik nicht fest gebunden. Vielmehr können sie freigesetzt werden. Im Körper von Menschen und Tieren können die Stoffe dann z.B. das Hormonsystem beeinflussen, Entzündungen fördern, das Wachstum bremsen und einiges mehr.
Woher stammt nun aber das Mikroplastik? Darüber gibt diese Grafik des WWF Deutschland Auskunft:

Das kannst du tun
Doch wir sind dem nicht machtlos ausgesetzt. Es gibt viele Stellen, an denen wir dazu beitragen können, dass weniger Mikroplastik in die Umwelt oder auch in unseren Körper gelangt.
Da es viele Quellen gibt, wie Mikroplastik in die Umwelt gelangen kann, gibt es auch verschiedene Ansatzpunkte, wie du das verringern kannst. Hier sind einige davon:
- Sammle Müll auf und nimm an Clean Ups teil. Jedes Stück Plastik, das wir aufsammeln, kann nicht mehr in der Natur zu Mikroplastik zerfallen. Wirf natürlich auch keinen Müll in die Natur. Denn die wirksamste Maßnahme gegen Mikroplastik ist zu verhindern, dass es überhaupt entsteht.
-
Reduziere deinen Kunststoffkonsum. Nutze langlebige Alternativen wie Stoff, Glas, Metall oder Holz. Kaufe möglichst verpackungsfrei ein und bevorzuge Mehrweg. Nutze möglichst keine Einmalprodukte aus Plastik. Im Team „Plastik und Meere“ findest du in den Stories viele Tipps, wie du Plastik reduzieren kannst.
Reduziere deinen Plastikverbrauch – und sammle Müll auf. / © isidingo, pixabay.com
- Wenn du weniger Mikroplastik zu dir nehmen möchtest: Nutze lieber eine Trinkflasche aus Edelstahl oder Glas – und verwende Küchenutensilien aus Holz, Metall und Glas statt aus Plastik. Falls du Kaugummi kaust: Die Kaumasse besteht im Grunde aus Plastik. Es gibt aber plastikfreie Sorten, zu denen du wechseln kannst. (Übrigens: Im Durchschnitt nehmen wir Menschen 5mg Plastik pro Woche auf – das ist so viel, wie wenn wir jede Woche eine Kreditkarte essen würden.)
-
Trenne deinen Abfall sorgfältig. Besonders wichtig: Kein Plastik in den Biomüll, auch kein sogenanntes Bioplastik oder „kompostierbares“ Plastik. Versuche haben gezeigt, dass es sich in den Kompostieranlagen nicht zersetzt und auf die Felder gelangt. Nimm lieber Zeitungspapier für deinen Biomüll oder wirf ihn lose in die Tonne bzw. auf den Kompost.
Auch sorgfältige Mülltrennung kann Mikroplastik verringern. / © Michael Schwarzenberger, pixabay.com
-
Nimm deine Putz- und Spültücher unter die Lupe: Sind sie aus Mikrofasern? Dann verlieren sie bei jeder Benutzung und jeder Wäsche winzig kleine Kunstfasern, die ins Wasser oder die Luft gelangen. Verwende stattdessen lieber Tücher aus Baumwolle – diese kannst du auch wunderbar selbst nähen, z.B. aus alter Bettwäsche oder kaputten T-Shirts. Upcycling zum Nulltarif.
Auch Besen, Schwämme und Bürsten sind oft aus Plastik und verlieren bei Benutzung im Laufe der Zeit kleine Plastikteile – es gibt aber wunderbare Alternativen aus natürlichen Materialien.
- Wenn du das Flusensieb deiner Waschmaschine reinigst: Gib die Rückstände in den Restmüll. Denn dort sammelt sich auch das abgeriebene Mikroplastik.
-
Prüfe einmal deine Kosmetik, deine Wasch- und Reinigungsmittel: Ist dort Mikroplastik enthalten? Der Einkaufsführer des BUND bzw. die ToxFox-App können dir dabei helfen, Mikroplastik und andere bedenkliche Stoffe in deiner Kosmetik bzw. Wasch- und Reinigungsmitteln zu erkennen. Das ist manchmal nämlich gar nicht so einfach.
Wähle beim nächsten Mal stattdessen ein Produkt ohne Mikroplastik. Mit zertifizierter Naturkosmetik bist du auf der sicheren Seite. Am besten feste Seife, festes Shampoo, Denttabs und für die Reinigung natürlichere Alternativen wie Natron, Soda, Zitronensäure und Essig. Dann sparst du gleichzeitig die Plastikverpackung ein.
Achte auf die Inhaltsstoffe deiner Kosmetik, aber auch von Reinigungs- und Waschmitteln / © Silvia, pixabay.com
- Du kaufst ein neues Kleidungsstück? Schaue auf das Material. Viele Kleidungsstücke sind ganz oder teilweise aus Kunststofffasern. Diese setzen bei jeder Wäsche und bei jedem Tragen Mikroplastik frei. Greife lieber zu Kleidung aus Baumwolle oder Leinen. Und um deine Kleidung mit Kunstfasern zu waschen, kannst du z.B. einen Waschbeutel benutzen, der die Fasern zurückhält (z.B. von Guppyfriend).Versuche zudem, Kleidung mit Kunstfasern möglichst selten zu waschen. Du kannst sie z.B. zwischendurch gut auslüften, das spart oftmals eine Wäsche ein. Verwende deine Kleidung außerdem möglichst lange, reparier sie bei Bedarf und gibt nicht mehr passende Kleidung weiter.
- Auch Gardinen, Teppiche, Kissenbezüge usw. tragen zum Mikroplastikanteil bei. Falls du neue Heimtextilien brauchst, achte einfach auf natürliche Materialien. Oft hast du dann auch weniger Giftstoffe in deiner Wohnung und ein angenehmeres Wohngefühl. Toller Nebeneffekt, oder?
-
Bei Schuhen ist es meist schwierig. Aber frag im Geschäft nach, aus welchem Material die Sohle besteht und ob sie Alternativen haben. Sohlen aus Naturkautschuk verursachen z.B. weniger Mikroplastik.
Aus Synthetikkleidung werden bei jedem Waschgang Mikroplastikfasern freigesetzt. / © Pexels, pixabay.com
- Deine Schule, dein Verein oder deine Stadt möchten einen Kunstrasenplatz anlegen? Mach auf die Umweltfolgen aufmerksam und such dir Mitstreiter:innen. Es gibt umweltfreundlichere Alternativen, z.B. Kork statt Plastikkügelchen.
- Setze dich für politische Veränderungen ein, fordere Gesetze – nimm an Petitionen teil, schreib Politiker:innen und unterstütze Aktionen in deiner Stadt wie z.B. Forderungen nach einer Steuer auf Einwegplastik im To-Go-Bereich. Und unterstütze Organisationen, die sich gegen die Plastikflut einsetzen, durch eine Spende oder ehrenamtliches Engagement.
- Dir fällt eine besonders unnötige oder viel zu große Verpackung bei einem Produkt auf? Schreib an das Unternehmen.

Weitere Infos
Du möchtest tiefer in das Thema Mikroplastik einsteigen? Dann lies dir z.B. die Publikation „Mikroplastik in der Umwelt“ des WWF durch.
Oder schau einmal in den Realtalk „Verschmutzung der Meere durch Plastik / Mikroplastik im Meer“ des WWF Deutschland rein (41:06 Min, deutsch, Untertitel zuschaltbar). Er ist zwar schon etwas älter, das Thema aber weiter brandaktuell.
Quellen:
WWF Deutschland vom 15.1.2020: „Mikroplastik ist überall“, unter https://www.wwf.de/themen-projekte/plastik/mikroplastik (Zugriff am 3.2.2025)
WWF Deutschland vom 19.12.2024: „Tipps zur Vermeidung von Mikroplastik“, unter https://www.wwf.de/aktiv-werden/tipps-fuer-den-alltag/tipps-zur-plastikvermeidung/tipps-zur-vermeidung-von-mikroplastik (Zugriff am 3.2.2025)
Leandra Hamann, Fraunhofer-Institut Berlin: „Mikroplastik: Quellen und Mengen – von Berlin bis ins Meer“, unter https://www.bfr.bund.de/cm/343/mikroplastik-quellen-und-mengen.pdf (Zugriff am 3.2.2025)
Peter Carstens, Geo vom 13.6.2019: „So viel Mikroplastik nehmen wir jede Woche zu uns“, unter https://www.geo.de/natur/nachhaltigkeit/21483-rtkl-studie-so-viel-mikroplastik-nehmen-wir-jede-woche-zu-uns (Zugriff am 3.2.2025)
Guppyfriend: „10 Tipps gegen Mikrolastik“, unter https://guppyfriend.com/pages/10-tipps-gegen-mikroplastik (Zugriff am 3.2.2025)
Grafik „Mikroplastik in Deutschland – die 10 wichtigsten Quellen“: WWF Deutschland, unter https://www.wwf.de/fileadmin/user_upload/Bilder_und_Videos/Plastik/wwf-grafik-mikroplastik-quellen-deutschland-c-wwf-deutschland.jpg (Zugriff am 3.2.2025)

Eine Story von: Stephanie
Stephanie schreibt ehrenamtlich für die WWF Jugend Community. Sie ist im Redaktions- und Aktionsteam. Auch du kannst hier mitmachen - melde dich gerne bei uns.