
2024 – Positives aus dem Natur- und Klimaschutz
Ampel-Aus, Wiederwahl von Trump, immer noch Krieg in der Ukraine und Gaza, Hitzerekorde und Überschwemmungen – was fällt dir als erstes ein, wenn du an 2024 zurück blickst? Über das vergangene Jahr könnte man bestimmt viel Negatives berichten. Doch in dieser Story schauen wir uns das Positive an: Welche Erfolge, welche Fortschritte gab es im Natur- und Klimaschutz? Sei gespannt auf ermutigende Geschichten!

Erfolg für den Natur- und Artenschutz
Im Juni haben die EU-Staaten ein ambitioniertes Renaturierungsgesetz beschlossen. Mehr Bäume, Renaturierung von Mooren, Flüssen und Feuchtgebieten sowie besseren Schutz der Meere verspricht das Nature Restauration Law. Bis 2030 sollen mindestens 20% der geschädigten Flächen und Meeresgebiete wiederhergestellt werden, bis 2050 alle bedrohten Ökosysteme. Ein wichtiger Schritt für die Artenvielfalt und Ökosysteme in Europa. Und übrigens auch weltweit das erste Gesetz zur Wiederherstellung von Natur!
Das Gesetz trifft bei den Menschen auf Zustimmung: Über eine Million Menschen aus der EU haben es über Petitionen eingefordert.

Menschen möchten Klimaschutz
Gerade in den letzten Monaten hatte man oft den Eindruck, es geht nicht so recht voran mit Klimaschutz. Doch wenn man die Menschen weltweit befragt: Die Mehrheit spricht sich für mehr Klimaschutz aus.
Eine Studie der UN schreibt: „The Peoples’ Climate Vote is loud and clear. Global citizens want their leaders to transcend their differences, to act now and to act boldly to fight the climate crisis.“
Durchschnittlich sprachen sich 80% der Menschen weltweit für mehr Klimaschutz aus. Die Werte liegen zwischen 64% (Tschechien) und 97% (z.B. in Benin, Äthiopien, Pakistan, Tansania). In Deutschland sprachen sich immerhin 67% für mehr Klimaschutz aus.

Ausstieg aus der Kohle, Fortschritte bei Erneuerbaren Energien
Im September 2024 ist in Großbritannien das letzte Kohlekraftwerk vom Netz gegangen. In Griechenland, Irland, Italien und Ungarn werden die letzten Kohlekraftwerke 2025 abgeschaltet.
In Deutschland hat Mannheim 2024 als erste deutsche Großstadt verkündet, ihr Gasnetz bis 2035 stilllegen zu wollen.
Auch der Ausbau der Erneuerbaren Energien hat 2024 deutlich Fortschritte gemacht: Fachleute der Internationalen Energieagentur gehen davon aus, dass die Ökostrom-Kapazitäten bis 2030 weltweit verdreifacht werden können. Damit rückt das Ziel der Klimakonferenz 2023 der Analyse der IEA zufolge in greifbare Nähe. Bis 2030 könnte weltweit fast die Hälfte des Strombedarfs aus Erneuerbaren Energiequellen stammen. Weltweit gesehen spielen aktuell besonders China und Indien eine wichtige Rolle beim Ausbau Erneuerbarer Energien.
Doch auch in Deutschland gibt es Fortschritte: 2024 hat sich die Zahl der Balkonkraftwerke verdoppelt. Im Oktober 2024 wurden 706.509 "steckerfertige Solaranlagen" in Betrieb gezählt, doppelt so viele wie zu Jahresbeginn. Dabei hat sich nicht nur die Anzahl erhöht, sondern auch die Leistung pro Balkonsolaranlage konnte gesteigert werden.
Auch beim Strommix in Deutschland geht es voran: Er wird inzwischen mehrheitlich aus Erneuerbaren Energiequellen gedeckt. In den ersten 9 Monaten von 2024 lag deren Anteil bei gut 56%. (Zum Vergleich: Im gleichen Zeitraum ein Jahr zuvor waren es 52%). Die Stromerzeugung aus Kohle und Gas ging um 10,5% - oder auf 149 Milliarden Kilowattstunden zurück.

Immer häufiger werden Gerichte bemüht, um Klimaschutz voranzutreiben. / © WilliamCho, pixabay.com
Klimaschutz vor Gericht
Immer öfter klagen Einzelpersonen oder Verbände Klimaschutz vor Gericht ein. Gewonnene Klagen zeigen, dass dies ein wirkungsvoller Weg sein kann. Im April 2024 gewannen die Klima-Seniorinnen aus der Schweiz ihre Klage vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte. Dieser entschied: Klimaschutz ist Menschenrecht! Im gleichen Urteil wurde die Schweiz wegen ungenügendem Klimaschutz verurteilt und muss nun nachbessern.
Auch in Deutschland wurde eifrig Klage erhoben und Recht gesprochen: Im September reichten über 54.800 Menschen zusammen mit Germanwatch und Greenpeace Verfassungsbeschwerde beim Bundesverfassungsgericht ein. Anlass ist die mangelnde Klimapolitik der deutschen Bundesregierung und die Verwässerung des Klimaschutzgesetzes. Es geht um nichts weniger als um den Schutz unserer Zukunft, daher auch der Name „Zukunftsklage“.
Auch die DUH und der BUND reichten 2024 Klage gegen die Klimapolitik der Bundesregierung ein.

… und Klagen für Naturschutz
Doch nicht nur im Klimabereich wird eifrig geklagt. Auch für mehr Naturschutz zogen Verbände immer wieder vor Gericht:
- Die DUH konnte z.B. erreichen, dass das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit die Zulassung von Roundup PowerFlex, ein Pflanzengift mit Glyphosat, widerruft. Damit wurde 2024 erstmals ein Glyphosat-Produkt nach Klage eines Umweltverbandes vom Markt genommen.
- Der BUND hat 2024 gegen die Bundesregierung Klage eingereicht für echten Schutz von Meeresschutzgebieten und ein Verbot der Grundschleppnetzfischerei in Schutzgebieten.
- Und für mehr Naturschutz legte ebenfalls der BUND Beschwerde beim Bundesverfassungsgericht ein. Der Bundestag wird darin auf ein umfassendes Naturschutzkonzept verklagt, um den Biodiversitätsverlust zu stoppen.
- 2024 verhinderten mehrere Klagen vorerst, dass vor Borkum nach Öl gebohrt werden darf.
Druck aus der Bevölkerung, auch international, hat zudem dafür geführt, dass Norwegen den geplanten Start für Tiefseebergbau 2024 nicht umgesetzt hat.

Die EU hat ein Recht auf Reparatur eingeführt. / © Tobias Heine, pixabay.com
Recht auf Reparatur kommt
Seit Mai 2024 gibt es in der EU ein Recht auf Reparatur. Dadurch soll Reparieren einfacher und günstiger werden. Alltagsprodukte müssen zukünftig so hergestellt werden, dass sie reparierbar sind und auf einer nationalen Plattform Reparaturanleitungen verfügbar sein. Und Ersatzteile sollen zu einem fairen Preis und herstellerunabhängig angeboten werden.
Nun muss das EU-Recht noch in nationales Recht umgesetzt werden.
Quellen:
UNDP/University of Oxford: „Peoples‘ Climate Vote 2024 - Results“, unter https://peoplesclimate.vote/document/Peoples_Climate_Vote_Report_2024.pdf (Zugriff am 23.1.2025)
Tagesschau, Beitrag vom 9.10.2024: „Prognose der IEA: Erneuerbare Energien machen weltweit Fortschritte“, unter https://www.tagesschau.de/wirtschaft/energie/iea-prognose-erneuerbare-energien-100.html (Zugriff am 23.1.2025)
Tagesschau, Beitrag vom 4.10.2024: „Seit Anfang des Jahres: Zahl der Balkonkraftwerke verdoppelt“, unter https://www.tagesschau.de/wirtschaft/technologie/balkonkraftwerke-solaranlagen-erneuerbare-energien-100.html (Zugriff am 23.1.2025)
Tagesschau, Beitrag vom 1.10.2024: „2024 bislang 56 Prozent: Ökostrim-Anteil steigt weiter“, unter https://www.tagesschau.de/wirtschaft/energie/energiemix-strom-erneuerbare-100.html (Zugriff am 23.1.2025)
Tagesschau, Beitrag vom 17.6.2024: „Green Deal: EU-Staaten beschließen Renaturierungsgesetz“, unter https://www.tagesschau.de/ausland/europa/renaturierungsgesetz-verabschiedet-100.html (Zugriff am 23.1.2025)
WWF Deutschland, Beitrag vom 17.6.2024: „Historischer Sieg für die Natur – und jetzt?“, unter https://blog.wwf.de/nrl-wiederherstellung-natur-gesetz/ (Zugriff am 23.1.2025)
Greenpeace Schweiz, Beitrag vom 9.4.2024: „Wir haben heute Geschichte geschrieben“, unter https://www.greenpeace.ch/de/story/107212/wir-haben-heute-geschichte-geschrieben/ (Zugriff am 23.1.2025)
taz, Beitrag vom 16.9.2024: „Klage vor dem Bundesverfassungsgericht: Klimaklagen-Trio macht Druck“, unter https://taz.de/Klage-vor-dem-Bundesverfassungsgericht/!6034038/ (Zugriff am 23.1.2025)
Germanwatch e.V., Beitrag vom 16.9.2024: „Zukunftsklage beim Bundesverfassungsgericht eingereicht“, unter https://www.germanwatch.org/de/91590 (Zugriff am 23.1.2025)
Newsletter der DUH vom 6.12.2024
BUND Deutschland, Beitrag vom 18.11.2024: „BUND klagt gegen Bundesregierung: Für echten Schutz in Meeresschutzgebieten“, unter https://www.bund.net/themen/aktuelles/detail-aktuelles/news/bund-klagt-gegen-bundesregierung-fuer-echten-schutz-in-meeresschutzgebieten/ (Zugriff am 23.1.2025)
BUND Deutschland: „Naturschutzklage: BUND reicht Verfassungsbeschwerde ein“, unter https://www.bund.net/lebensraeume/naturschutzklage/ (Zugriff am 23.1.2025)
Utopia, Beitrag vom 20.11.2024: „Deutsche Großstadt will Gasnetz stilllegen: Nicht zukunftsorientiert“, unter https://utopia.de/news/erste-deutsche-grosssstadt-legt-gasnetz-still-nicht-zukunftsorientiert_750574/ (Zugriff am 23.1.2025)
BUND Deutschland, Beitrag vom 7.5.2024: „Recht auf Reparatur seit Mai: Ressourcenschutz statt Elektroschrott“, unter https://www.bund.net/themen/aktuelles/detail-aktuelles/news/erfolg-ressourcenschutz-statt-elektroschrott-das-eu-recht-auf-reparatur-kommt/ (Zugriff am 23.1.2025)

Eine Story von: Stephanie
Stephanie schreibt ehrenamtlich für die WWF Jugend Community. Sie ist im Redaktions- und Aktionsteam. Auch du kannst hier mitmachen - melde dich gerne bei uns.