Warum stoßen Vögel nicht zusammen? Koordination im Vogelschwarm (Fantastische Fakten)

Published on December 4, 2024

Hast du schon einmal einen Schwarm Vögel am Himmel beobachtet? Ganz schön erstaunlich, in welchen Formationen sie fliegen, wie sie die Richtung ändern – und das alles, ohne jemals zusammen zu stoßen. In dieser Reihe der Fantastischen Fakten geht es um die Koordination beim Vogelscharm: Warum stoßen Vögel nicht zusammen? Warum schaffen sie es so gut, zusammen zu fliegen, ohne sich gegenseitig in die Quere zu kommen?

Das Foto zeigt einen großen Schwarm Möven am Himmel.
Es sieht nicht so aus, doch so ein Vogelschwarm ist genau aufeinander abgestimmt / © Georg_Wietschorke, pixabay.com


Vögel können im Schwarm fliegen, sie können einzeln oder in kleinen Gruppen unterwegs sein, sie können sich entgegenfliegen – und all das, ohne auch nur einmal zusammenzustoßen. Ganz schön faszinierend!

Es gibt viele Vogelarten, die in großen Schwärmen unterwegs sind. Das können Hunderte, sogar Tausende Vögel sein. Besonders Stare, Kraniche oder Watvögel zeigen beeindruckende Flugmanöver. Einige fliegen in V-Formation, andere in einem scheinbaren Chaos. Dabei können die unterschiedlichsten Bilder am Himmel entstehen. Stare halten dabei wohl den Rekord: Sie fliegen in Schwärmen, die über eine Million Vögel umfassen können.

In einem großen, dichten Schwarm zu fliegen, hat für die Vögel einige Vorteile: In der großen Gruppe sind sie sicherer und können Angriffen von Beutegreifern – das können z.B. Wanderfalken, Sperber oder Habichte sein – besser entgehen. Die Angreifer können in der großen Gruppe dann nur schwer einzelne Vögel fixieren und kaum jagen.
So sammeln sich die Vögel nicht nur für den Vogelzug in Schwärmen, sondern auch, um Nahrung zu suchen oder um zu ihrem Schlafplatz zu gelangen.

Das Foto zeigt mehrere Vögel am Himmel. Im Hintergrund ist eine Wolke zu sehen.

Im großen Schwarm unterwegs zu sein, schützt die Vögel vor Angreifern. / © Kranich17, pixabay.com


Dabei wirkt so ein Vogelschwarm beinahe wie ein einziger Organismus. Er besteht aus mehreren Elementen, doch ist unglaublich gut aufeinander abgestimmt, koordiniert und arbeitet gut zusammen. Er steigt mal nach oben, mal nach unten, zieht sich in die Länge, um sich dann wieder zu einer Masse zu verdichten.

Wie genau die Koordination im Flug funktioniert, ist noch nicht vollständig erforscht. Doch einige Hinweise gibt es: So wurde z.B. herausgefunden, dass es keinen permanenten Anführer des Vogelschwarms gibt, der die anderen führt und „kommandiert“. Das kannst du auch gut beobachten: Die Vögel wechseln sich ab, die Flugpositionen werden immer wieder gewechselt.

Dabei kann jeder einzelne Vogel ein Flugmanöver einleiten, das dann wie eine Welle durch den gesamten Vogelschwarm geht. Gerade beim Angriff eines Greifvogels erfolgen die Reaktionen sehr schnell. Die Flugbewegungen sind dann eher zur Mitte des Schwarms gerichtet. Das geht unglaublich schnell: Die Ausbreitungsgeschwindigkeit von Nachbar zu Nachbar braucht gerade einmal 15 Millisekunden. Würde jeder Vogel einzeln auf die Flugänderungen seines Nachbarn reagieren, würde es ungefähr dreimal so lang dauern. Doch indem die Vögel entferntere Mitglieder ihres Schwarms beobachten, können sie Richtungsänderungen viel schneller erfassen. Jeder Vogel hat etwa 15 andere Vögel seines Schwarms im Blickfeld, mit denen er seine Bewegungen koordiniert und zu denen er immer ungefähr die gleiche Position hält. Und diese Vögel sind wiederum mit anderen Vögeln in Kontakt und so weiter. – So erklärt sich auch, dass lokale Interaktionen zwischen benachbarten Tieren ausreichen, um einen ganzen Schwarm mit Tausenden oder mehr Vögeln zusammen zu halten und zu koordinieren.

Das Foto zeigt einen Strandabschnitt. Über der Brandung fliegen mehrere Vögel.
Besonders Wat- und Seevögel sind oft in großen Schwärmen unterwegs. / ©Kranich17, pixabay.com


Forscher haben zudem herausgefunden: Bei seitlichen Änderungen orientieren sich die Vögel eher durch Blicke zu ihren Mitfliegenden, für einen Wechsel der Flughöhe kommunizieren die Vögel eher durch spezielle Rufe. Das liegt wohl auch daran, weil Vögel die Bereiche hinter und über sich nicht sehen können. Und auch bei Dunkelheit werden die Rufe eingesetzt.

Gibt ein Vogel einen solchen Warnruf ab, verringern die Vögel im Umfeld ihre Fluggeschwindigkeit etwas und beobachten die Flugbahn des rufenden Vogels. Bei lauten Geräuschen rufen die Vögel übrigens seltener – wohl, weil die Rufe ohnehin kaum zu hören sind.

Bevor ein Vogel aus seiner Flugbahn ausschert, macht er eine Art Schulterblick: Er dreht seinen Kopf um rund 90°, sodass er mit einem Auge in die Richtung des geplanten Flugs schaut.

Damit Vögel in ihrem Schwarm unfallfrei unterwegs sind, kommen also mehrere Faktoren zusammen:

  • Angeborene Verhaltensweisen, die Vögel im Laufe der Evolution erlernt haben
  • Gute Konzentration
  • Beobachtung der anderen Mitglieder im Vogelschwarm
  • Sehr schnelle Reaktionszeiten bei Flugmanövern und Richtungsänderungen

Das Foto zeigt einen Schwarm mit Vögeln. Sie sind in mehreren V-förmigen Ästen unterwegs.

Vögel sind in den unterschiedlichsten Formationen unterwegs. / © Nennieinszweidrei, pixabay.com

 


Quellen:

NABU Deutschland: „Koordination im Vogelschwarm. Vögel stoßen nie zusammen“, unter https://baden-wuerttemberg.nabu.de/tiere-und-pflanzen/voegel/wissenswertes/21391.html (Zugriff am 3.12.2024)

GEO: „Koordination im Vogelschwarm: So funktioniert das Spektakel am Himmel“, unter https://www.geo.de/natur/tierwelt/koordination-im-vogelschwarm-so-funktioniert-das-spektakel-am-himmel-30167972.html (Zugriff am 3.12.2024)

Natur.de: „Wie Vögel im Schwarm kommunizieren“, unter https://www.wissenschaft.de/erde-umwelt/wie-voegel-im-schwarm-kommunizieren/ (Zugriff am 3.12.2024)

Spektrum: „Kybernetik: Rätselhafte Koordination in Vogelschwärmen“, unter https://www.spektrum.de/magazin/kybernetik-raetselhafte-koordinationin-vogelschwaermen/1130114 (Zugriff am 3.12.2024)

 


 

Die Autorin Stephanie

 

 

Eine Story von: Stephanie

Stephanie schreibt ehrenamtlich für die WWF Jugend Community. Sie ist im Redaktions- und Aktionsteam. Auch du kannst hier mitmachen - melde dich gerne bei uns.