
Rückblick: Das war die COP29
Vom 11.11. bis 24.11.2024 – mit 30 Stunden Verlängerung – fand die 29. UN-Klimakonferenz in Baku (Aserbaidschan) statt. In dieser Story erfährst du, wie die COP29 verlief, was beschlossen wurde und wie es mit dem weltweiten Klimaschutz weitergeht.

Schwerpunkt: Das liebe Geld
Bei der COP29 wurde viel über Geld gesprochen. Bereits bei früheren Klimakonferenzen hatten sich die Länder auf einen Fonds geeinigt, um ärmere Länder bei der Bewältigung der Klimakrise und bei der Anpassung an die Klimawandelfolgen finanziell zu entlasten. Bisher sollten jährlich 100 Millionen US-Dollar eingezahlt werden. Ein Ziel, das übrigens kaum einmal erreicht wurde.
Was sich vielleicht nach einem rein finanziellen Problem anhört, ist in Wirklichkeit eine Frage der Solidarität und Klimagerechtigkeit. Denn die ärmeren Länder, die am meisten unter den Folgen der Klimakrise leiden, haben am wenigsten dazu beigetragen. Und die reicheren Länder, die historisch und auch aktuell am meisten Treibhausgase ausstoßen, sind (noch) nicht so stark vom Klimawandel betroffen bzw. haben mehr Ressourcen, um sich anzupassen und mit den Folgen umzugehen.
Wie also lassen sich besserer Klimaschutz und Anpassung in den stärker betroffenen Ländern finanzieren? Das war eines der zentralen Themen der COP29.
Bei der COP29 ging es nun darum, wie die Finanzierung ab 2025 weitergehen soll. Im Abschlussdokument wurden höhere Klimahilfen für ärmere Staaten vereinbart, nämlich mindestens 300 Milliarden US-Dollar pro Jahr bis 2035 für Klimaschutz und Klimaanpassung – allerdings bleiben die Zusagen deutlich hinter dem zurück, was laut Fachleuten notwendig wäre, um den am meisten betroffenen Menschen eine angemessene und verlässliche Unterstützung für den Umgang mit den Klimawandelfolgen zuzusichern. Die Entwicklungsländer hatten eine Summe von einer Billion Dollar pro Jahr gefordert.

Der größte Teil des Geldes wird von den Industriestaaten kommen, doch auch einzelne Länder wie Brasilien oder China wollen freiwillige Beiträge leisten. Andere Länder wie Saudi-Arabien dagegen sind längst keine Entwicklungsländer mehr, beteiligen sich aber dennoch nicht an der Klimafinanzierung.
Doch wer konkret das Geld aus welchen Quellen aufbringt, ist weiterhin unklar.
Fortschritte gab es auch beim Fonds für klimabedingte Schäden und Verluste (Loss and Damage). Dieser wurde bereits 2022 beschlossen und soll nun erstmals konkrete Projekte finanzieren. Allerdings wurde auch hier mit 730 Millionen US-Dollar nur ein Bruchteil der benötigten Summe zugesagt.

Die Klimakonferenz in Baku fand in einer instabilen weltpolitischen Lage statt. / © Dario Daniel Silva, unsplash.com
Politische Instabilität in mehreren Ländern
Wenige Tage vor Beginn der Klimakonferenz wurde Donald Trump in den USA wiedergewählt. Unmittelbar nach seiner Wahl kündigte er an, dass die USA unter seiner Führung erneut aus dem internationalen Klimaabkommen von Paris aussteigen werden.
Bei der Klimakonferenz traten die USA demzufolge geschwächt auf. Die Delegation unter Noch-Präsident Joe Biden konnte keine nennenswerten Zusagen machen und hat die Konferenz nicht merklich vorangetrieben.
Deutschland verhandelt bei den Konferenzen im EU-Bündnis, doch hat dort normalerweise ebenfalls eine führende Rolle inne. Durch das Ampel-Aus war auch diese Rolle bei der diesjährigen Klimakonferenz geschwächt und von Deutschland gingen keine Bestrebungen zu ambitionierteren Klimazielen aus.
Trotzdem haben einige Länder wie z.B. Kolumbien, Kenia, Großbritannien, Brasilien und auch Deutschland ein klares Signal gesendet, dass Klimaschutz und Kooperationen weiterhin fortbestehen.
Großbritannien hat sich durch starke nationale Klimaschutzziele hervorgetan, und China ist daran interessiert, das Vakuum, das der Austritt der USA aus dem globalen Klimaabkommen hinterlassen wird, zu füllen.

Die Welt brennt
Doch die Klimakrise wartet nicht, bis neue Präsidenten ernannt sind oder bis Deutschland neu gewählt hat. Sie schreitet voran, egal ob sich die Politiker:innen einig sind oder nicht. Der EU-Wetterdienst geht davon aus, dass im Jahr 2024 die globale Temperatur erstmals über 1,5°C klettern wird im Vergleich zu der Zeit vor der industriellen Revolution. Ein Temperaturanstieg, der erst für ca. 2050 erwartet wurde und der noch 2015 bei der Klimakonferenz von Paris als Grenze der Erderhitzung angestrebt wurde. Der CO2-Gehalt der Atmosphäre ist inzwischen auf rund 420 ppm gestiegen, ein neuer Höchstwert.
Und auch die Emissionen steigen weiter: 2023 wurden weltweit Treibhausgase mit einer Klimawirkung von 57,1 Gigatonnen Kohlendioxid emittiert. Im Vergleich zu 2022 ist das ein Anstieg um 1,3%. Das heißt, global gesehen steigen die Emissionen, anstatt zu sinken.
Deswegen waren auch bei der COP29 wieder unzählige NGOs und Klimaaktivist:innen aus vielen Ländern vor Ort und haben auch wirksamen Klimaschutz gedrängt. Sie haben demonstriert, mit Politiker:innen gesprochen, Reden gehalten, waren präsent. Menschen aus dem globalen Süden wurde eine Stimme gegeben. Die Aktivist:innen haben deutlich gemacht, dass die Klimakrise uns alle bedroht – und dass wir sie nur gemeinsam lösen können.

Und was die Begrenzung des Klimawandels angeht? In Bezug auf Klimaschutz hat die COP29 kaum Neues gebracht. Die Fortschritte der letzten Jahre konnten nur mühsam aufrechterhalten werden.
Auf der COP29 wurden keine weiteren Maßnahmen beschlossen, um die Treibhausgase zu reduzieren. Ebenfalls fehlt weiterhin eine klare Abkehr von fossilen Brennstoffen. Insbesondere Saudi-Arabien hat die Verhandlungen in diesem Punkt blockiert.
Geeinigt haben sich die Länder jedoch auf einen Emissionshandel. Staaten und Unternehmen können zukünftig mit Emissionsgutschriften handeln, d.h. sie können Klimaschutzprojekte in anderen Ländern finanzieren und ihre eigenen Emissionen dadurch ausgleichen. Kritiker bemängeln hier mangelnde Transparenz und fürchten Greenwashing, Befürworter hoffen, dass dadurch Milliarden in Klimaschutzprojekte gelenkt werden.

Das sagen die Umweltverbände
Wie schätzen die Umweltverbände und NGOs die COP29 ein? Hier ein paar Stimmen:
„Die in Aussicht gestellten Gelder sind nicht mehr als ein Schluck Wasser vorm Verdursten. Das neue Finanzziel wird weder dem Blick in die Vergangenheit noch in die Zukunft gerecht […]“ (Viviane Raddaz, Klimachefin beim WWF Deutschland)
“Diese Weltklimakonferenz liefert nicht das, was eigentlich notwendig gewesen wäre - aber sie bewegt sich im oberen Bereich dessen, was bei der derzeitigen politischen Großwetterlage möglich ist” (Christoph Bals, Politischer Geschäftsführer Germanwatch e.V.)
„Moralisch gescheitert“ (Greenpeace Deutschland)

Wir müssen raus aus den fossilen Brennstoffen! / © Markus Spiske, unsplash.com
Ausblick
Die nächste Klimakonferenz, die COP30, findet 2025 in Brasilien statt. In den nächsten Monaten, bis Februar 2025, werden die Staaten ihre nachgebesserten Klimaziele vorstellen, mit denen die globalen Klimaziele von Paris erreicht werden sollen. In den Nationally Determined Contributions (NDCs, nationale Klimaschutzpläne) sollen die Klimaanstrengungen deutlich erhöht werden und es sollen alle Treibhausgase und Sektoren berücksichtigt werden – und sie sollen ein absolutes Ziel zur Emissionsminderung enthalten. Gleichzeitig sollen die NDCs die Ziele der COP28 – eine Verdreifachung der Kapazitäten für erneuerbare Energien, die Verdoppelung der Energieeffizienz bis 2030 sowie eine Abkehr von den fossilen Brennstoffen – in die Praxis umsetzen.
Germanwatch und Dirk Messner vom Umweltbundesamt sehen die COP30 übrigens unter guten Startvoraussetzungen: Denn Brasilien hat sich sehr für eine Verbesserung der Klimaziele und stärkere nationale Emissionsminderungen in seinem Land eingesetzt und ist dabei, ein starker Akteur im Klimaschutz zu werden.
Quellen:
WWF Deutschland: „UN-Klimakonferenz COP29 in Baku. Ernüchternde Ergebnisse“, unter https://www.wwf.de/themen-projekte/klimaschutz/un-klimakonferenzen/cop29-in-baku (Zugriff am 30.11.2024)
Germanwatch e.V.: „Klimagipfel bleibt weit hinter Notwendigem zurück – erreicht aber in schwieriger weltpolitischer Lage das Mögliche“, unter https://www.germanwatch.org/de/91798 (Zugriff am 30.11.2024)
Umweltbundesamt (UBA): „Weltklimakonferenz: Wie wird der globale Klimaschutz finanziert?“, unter https://www.umweltbundesamt.de/themen/weltklimakonferenz-wie-wird-der-globale-klimaschutz (Zugriff am 30.11.2024)
Umweltbundesamt (UBA): „UBA-Präsident Dirk Messner: Einschätzungen zur COP29 in Baku“, Videostatement unter https://www.youtube.com/watch?v=vG2HoTwhiH4 (Zugriff am 30.11.2024)
Utopia: „Klimagipfel COP29: Die 5 wichtigsten Ereignisse in 2 Minuten“, unter https://utopia.de/news/klimagipfel-cop29-die-5-wichtigsten-ereignisse-in-2-minuten_754057/ (Zugriff am 30.11.2024)
Greenpeace Deutschland: „Klimakonferenz COP29: Moralisch gescheitert“, unter https://www.greenpeace.de/klimaschutz/klimakrise/gescheiterte-klimakonferenz-cop29 (Zugriff am 30.11.2024)
RiffReporter: „Abschluss der COP29 in Baku: Das fossile Imperium schlägt zurück“, unter https://www.riffreporter.de/de/umwelt/cop29-klimagipfel-baku-fossile-brennstoffe-erneuerbare-energien (Zugriff am 30.11.2024)
Fridays for Future: „COP Daily – Ende der COP“, unter https://fridaysforfuture.de/cop-daily-ende-der-cop29/ (Zugriff am 30.11.2024)

Eine Story von: Stephanie
Stephanie schreibt ehrenamtlich für die WWF Jugend Community. Sie ist im Redaktions- und Aktionsteam. Auch du kannst hier mitmachen - melde dich gerne bei uns.