Der Pottwal (Fantastische Fakten)

Published on November 27, 2024

Das größte Gehirn, die längsten und tiefsten Tauchgänge – das sind nur drei der Rekorde, die der Pottwal hält. In dieser Folge der „Fantastischen Fakten“ erfährst du noch mehr davon!

 

Pottwale gehören zur Familie der Pottwalartigen. Ihr wissenschaftlicher Name ist Physeter macrocephalus. Das lässt auch schon einen Rückschluss auf ihr Aussehen zu, denn „macrocephalus“ bedeutet „großer Kopf“ – und einen großen Kopf, den haben Pottwale wirklich.

Pottwale kommen in allen größeren Meeren weltweit vor – auch im Mittelmeer – und legen dabei weite Wanderungen zurück. Bullen wandern auch schon mal in polare Regionen, die Kühe bevorzugen dagegen wärmere Regionen.

Ihr Bestand wird auf etwa 200.000 bis 1.500.000 geschätzt (IUCN 2008). Damit gelten sie leider als gefährdet.

Der Pottwal erreicht eine Länge von bis zu 18 Metern (Männchen, Weibchen sind etwas kleiner) und ist der größte Zahnwal. Das heißt, Pottwale sind die größten Tiere mit Zähnen, die auf der Erde leben. Sie werden rund 60 Tonnen schwer.

So ein Pottwal hat 20 bis 30 Zähne – die befinden sich übrigens alle im Unterkiefer. Und jeder einzelne der Zähne kann ein ganzes Kilogramm wiegen und 20 cm lang werden! Doch zum Kauen verwenden Pottwale die Zähne nicht: Sie Fangen damit lediglich ihre Beute und halten sie fest.

Und Pottwale halten noch einen weiteren Rekord: Sie haben das größte Gehirn aller lebenden Tiere!

Das Foto zeigt einen Pottwal im Meer. Sein Kopf ist sehr groß.
Großer Kopf: Kein Wunder, dass der wissenschaftliche Name des Pottwals „Physeter macrocephalus“ lautet! / © Franco Banfi, WWF Österreich

Der Pottwal hat eine ganz besondere Fähigkeit: Er kann sehr tief tauchen. Bis zu 3000 Meter Tiefe schafft er bei seinen Tauchgängen, die bis zu 2 Stunden dauern können. Damit können Pottwale länger und tiefer tauchen als jedes andere Säugetier.

Beim Tauchen fährt der Pottwal seinen Stoffwechsel deutlich herunter, sein Herz schlägt z.B. nur noch halb so schnell wie sonst und erhält sozusagen die Luft an – denn wie alle Wale atmen Pottwale mit der Lunge. Nur noch die lebenswichtigen Organe wie Herz und Gehirn werden durchblutet, darüber hinaus läuft der Stoffwechsel und Kreislauf auf Sparflamme.

Um solch tiefe Tauchgänge zu schaffen, kann der Pottwal in seinem Blut und in seinen Muskeln große Mengen an Sauerstoff speichern. Kommt er dann nach einem großen Tauchgang an die Wasseroberfläche, kann man das Schnauben noch in einem Kilometer Entfernung hören. Kein Wunder, er muss dann ordentlich Sauerstoff tanken!

Bei seinen Tauchgängen ist der Pottwal auf der Suche nach Nahrung: Riesenkalmare (große Tintenfische) gehören zu seiner Leibspeise, auch Fische, Thunfische, oder kleine Haie stehen auf der Speisekarte. Pro Tag braucht ein erwachsener Pottwal rund eine Tonne Nahrung.

Das Foto zeigt eine Herde Pottwale im Wasser.

Nach einem Tauchgang müssen Pottwale erst einmal kräftig einatmen und kommen an die Oberfläche. / © AdobeStock

 

Pottwale können übrigens richtig laut sein! Sie sind sehr soziale Tiere und kommunizieren mit Sequenzen aus Klickgeräuschen, die „Codas“ genannt werden. Diese Codas zählen zu den lautesten von Tieren erzeugten Geräuschen! Die Klickgeräusche dienen auch der Orientierung und zur Ortung von Beute. Pottwale können dabei Lautstärken von bis zu 230 Dezibel erzeugen. Das ist lauter als ein Flugzeug, das direkt vor dir startet!

Bis sich Pottwale fortpflanzen, vergehen über 10 Jahre. Erst dann werden sie geschlechtsreif. Diese niedrige Fortpflanzungsrate machen Pottwale leider anfällig für Gefährdungen durch uns Menschen.

Pottwal-Kühe werden etwa alle 3-5 Jahre trächtig. Sie tragen dann ein einzelnes Kalb im Mutterleib, und zwar 15 Monate lang. Doch kommt das Jungtier auf die Welt, ist es bereits 4-5 Meter groß.
Bis eine Pottwalpopulation wächst, kann es also ziemlich lange dauern.

Pottwal-Bullen sind Einzelgänger und halten sich nur in der Paarungszeit in der Nähe von Weibchen auf.

Ihre Lebenserwartung ist übrigens ungefähr so wie die bei uns Menschen: Pottwale werden etwa 70 Jahre alt. Und Pottwalbullen weisen noch eine weitere Besonderheit auf: Sie können wachsen, bis sie 50 Jahre alt sind.

 

Jagd auf Pottwale

Hast du schon einmal vom sogenannten „Walrat“ gehört? Das ist eine ölige, klare Flüssigkeit, die sich in der Stirnhöhle des Pottwals befindet. An der Luft wird es zu einer wachsartigen Masse. Früher wurden daraus Kerzen hergestellt.

Noch im 19. Jahrhundert wurden Pottwale gnadenlos gejagt. Aus dem Fleisch wurde das Walöl herausgekocht. Damit wurden Straßenlaternen befeuert. Aus dem Darmtrakt wurde der Stoff Ambra gewonnen, der in der Parfümindustrie Verwendung fand. Heute wird es künstlich hergestellt und nur sehr wenige, exklusive Parfüms enthalten noch Ambra aus Walen.

Ambra ist eine eigenartige Substanz: Sie wird im Darm von Pottwalen gebildet und legt sich um die unverdaulichen Teile ihrer Nahrung. Und auch wenn der Stoff im Darm entsteht und man es nicht vermuten würde, ist Ambra ein überaus wohlriechender Stoff.

Seit 1981 ist die Jagd auf Pottwale verboten, doch sie landen oft als Beifang in Fischernetzen.

Das Foto zeigt eine Herde Pottwale im Meer. Ihre Haut ist dunkelgrau und hat helle Flecken.

Im Laufe ihres Lebens bekommen Pottwale immer mehr helle Flecken. / / © Tony Wu, WWF Österreich

Berühmte Pottwale

Bestimmt hast du schon einmal von Mobby Dick gehört. Das ist der bestimmt bekannteste Pottwal. In der gleichnamigen Geschichte wird er von Kapitän Ahab gnadenlos gejagt, bis Mobby Dick Ahab schließlich in den Tod reißt. Doch eines unterscheidet Mobby Dick von den meisten Pottwalen: Die Haut von Pottwalen ist in der Regel dunkelgrau, die von Mobby Dick ist weiß. Doch je älter Pottwale werden, desto mehr helle Flecken bekommt ihre Haut, so dass besonders alte Männchen auch komplett weiß sein können.

Und anders als in vielen Geschichten sind Wale für Menschen in der Regel nicht gefährlich – wohl aber Menschen für Wale. Denn trotz Verbot werden Wale in einigen Ländern weiterhin bejagt. Allerdings wehren sich Wale, wenn sie in Todesangst sind – z.B., wenn sie von Walfängern angegriffen werden. Doch von sich aus greifen Wale Menschen nicht an, sie sind friedliche Tiere.


Quellen:

WWF Österreich: „Artenlexikon Pottwal“, unter https://www.wwf.at/artenlexikon/pottwal/ (Zugriff am 27.11.2024)

Greenpeace Deutschland: „10 Pottwal-Fakten: Spannendes über die Riesen der Tiefsee“, unter https://www.greenpeace.de/biodiversitaet/meere/meeresschutz/10-pottwal-fakten-spannendes-ueber-die-riesen-der-tiefsee (Zugriff am 18.11.2024)

Kristina Berbig/Stefan Schorr: „Abenteuer Weltwissen: Ozeane“, Buchverlag Kempen (1. Auflage 2014)


 

Die Autorin Stephanie

Eine Story von: Stephanie

Stephanie schreibt ehrenamtlich für die WWF Jugend Community. Sie ist im Redaktions- und Aktionsteam. Auch du kannst hier mitmachen - melde dich gerne bei uns.