
Laufend Überschwemmungen – ist der Klimawandel schuld?
Überschwemmungen in Frankreich und Westafrika, Jahrhundertfluten in Österreich, Polen, Deutschland und Tschechien: Dieses Jahr gab es bereits viele Überschwemmungen. Alleine in Deutschland kam es zu drei größeren Hochwasserlagen. Wie kann das sein? Werden es immer mehr? Und warum? Auf diese und viele weitere Fragen liefert dir diese Story Antworten.

Auch in Paris gab es Überschwemmungen / © pierre9x6, pixabay.com
Aktuell: Überflutungen in Frankreich und Westafrika
Mitte Oktober kam es in Frankreich zu starkem Regen, der in mehreren Regionen für Überschwemmungen gesorgt hat. Straßen und Bahnstrecken wurden gesperrt, mehrere Hundert Häuser und Schulen mussten evakuiert werden, Menschen wurden verletzt, Kindergärten und Metrostationen geschlossen. In Südfrankreich galt in 6 Departements die höchste Warnstufe, in 34 weiteren Regionen die zweithöchste. Bilder zeigen überflutete Supermärkte und Autos, die im Wasser treiben.
Innerhalb von nur zwei Tagen fiel über 60 Zentimeter Niederschlag. In Paris hat es in nur einer Stunde sogar so viel geregnet wie sonst in zwei Wochen.
Dieses Ausmaß sei noch nie dagewesen, lassen Umweltministerinnen verlauten. »Wir sind kollektiv mit Episoden konfrontiert, die mit dem Klimawandel zusammenhängen und die wir immer regelmäßiger erleben werden, wir müssen uns darauf vorbereiten.« (Spiegel, 18.10.2024)

Fast zeitgleich melden auch Medien aus Kamerun, Nigeria, Tschad, Niger und dem Sudan starke Regenfälle. Auch hier kam es zu Überflutungen. Menschen wurden vertrieben und starben, Dörfer und Infrastruktur wurden zerstört, über 10 Millionen Kinder können nicht zur Schule gehen. In Nigeria und im Sudan liefen mehrere Dämme über.
Dass es zu dieser Jahreszeit regnet, ist in den westafrikanischen Ländern normal. Doch der Regen ist bis zu 20% stärker ausgefallen als normalerweise. Forschende der WWA (World Weather Attribution) führen dies direkt auf den menschengemachten Klimawandel zurück. Laut WWA werden solche starken Regenfälle in West- und Zentralafrika in der Zukunft keine Ausnahme mehr bleiben. Bei einer globalen Erwärmung von 2°C werden sie wohl jedes Jahr auftreten.

Hochwasser in Mittel- und Osteuropa
Einen Monat zuvor, im September 2024, kam es in Mittel- und Osteuropa zu großflächigen Überschwemmungen. Wieder einmal war von einer "Jahrhundertflut" die Rede. Große Teile Polens, Tschechiens und Österreichs standen unter Wasser. Mitte September kam es zum stärksten Vier-Tage-Regen in Mitteleuropa seit 1940. Seitdem werden entsprechende Ereignisse aufgezeichnet.
Eine aktuelle Studie hat die Ursachen zusammengefasst und kam zu dem Ergebnis: Ohne den menschengemachten Klimawandel wären die Überschwemmungen deutlich weniger schlimm gewesen. Vielleicht hätte es sogar gar keine Überschwemmungen gegeben. Natürliche Klimaschwankungen spielten bei den Überschwemmungen dagegen nur eine untergeordnete Rolle. Das hat das Forschungskonsortium Climameter ermittelt.
Denn durch den Klimawandel werden Starkregenereignisse heftiger und häufiger. Und auf lokaler Ebene kommt es gleichzeitig zu mehr Flussüberschwemmungen in West- und Mitteleuropa.
Eine Analyse hatte ergeben, dass der Klimawandel die Wahrscheinlichkeit für ein großflächiges Hochwasser in Mitteleuropa ungefähr verdoppelt.

Hochwasser und Klimawandel
Für das Hochwasser im September 2024 in Mitteleuropa gilt ein Tiefdruckgebiet als Auslöser. Über dem Mittelmeer hatte es sich mit extrem viel warmer Luft und Feuchtigkeit vollgesogen. Über der kälteren Mitte und dem Osten Europas hat die Feuchtigkeit dann abgeregnet – und eben zu starken Regenfällen mit Überschwemmungen geführt.
Auch bei den starken Regenfällen im Juni 2024 in Süddeutschland kam über ein Tiefdruckgebiet aus dem Mittelmeerraum viel feuchte Luft Richtung Norden. Damals fiel an mehreren Orten so viel Niederschlag wie nur alle 50 bis 100 Jahre.
Fällt innerhalb kurzer Zeit eine große Menge Regen, ist der Boden gesättigt und kann keine weitere Feuchtigkeit aufnehmen.
Die Crux ist: Je wärmer die Luft ist, desto mehr Feuchtigkeit kann sie aufnehmen. Und diese Feuchtigkeit muss später wieder irgendwo abregnen.
Und durch die Klimaerwärmung werden auch die Meere wärmer. Dadurch verdunstet mehr Wasser, mehr Wasserdampf gelangt in die Atmosphäre.

Weitere Ursachen
Doch nicht nur der Klimawandel trägt dazu bei, dass es zu starken Überschwemmungen kommt. Auch die zunehmende Versiegelung der Landschaft ist ein Problem. Fläche, die versiegelt ist, kann kein oder nur noch wenig Wasser aufnehmen.
Gleichzeitig werden auch die Auenlandschaften an den Flüssen noch immer weiter zerstört. Früher gab es entlang von Flüssen breite Auenlandschaften, die Überschwemmungen der Flüsse abfedern konnten. Das Wasser konnte sich dort ausbreiten und versickern. Durch die menschliche Nutzung und Zerstörung der Auen ist dies nicht mehr möglich.
Auch ein Fluss, der sich durch die Landschaft schlängelt, trägt zum Schutz vor Hochwasser bei. Denn er fließt langsamer. Ein begradigter Fluss dagegen fließt viel schneller und transportiert entsprechend größere Wassermassen.
Zu guter Letzt wirken auch intakte Wälder und Moore wie Schwämme und bilden einen Puffer bei Starkregenereignissen und Überschwemmungen. Doch auch diese Flächen wurden und werden durch menschliche Nutzung immer weiter zerstört.

Beugt Überschwemmungen vor: Flussauen als natürlicher Hochwasserschutz / ©Nennieinszweidrei, pixabay.com
Schutz vor Überschwemmungen: Das müssen wir tun
Was also tun, um uns vor Überschwemmungen zu schützen?
Neben dem Klimaschutz spielt auch der natürliche Hochwasserschutz eine große Rolle. Moore, Flüsse, Feuchtgebiete und Auen müssen renaturiert werden. Flüssen muss wieder mehr Raum gegeben werden, um sich auszubreiten. Auch der WWF ist hier bei vielen Projekten beteiligt.
Und es gilt, so viel Fläche wie möglich zu entsiegeln und die schnelle Zunahme der Versiegelung unserer Landschaft zu stoppen.
Quellen:
- Spiegel: „Massive Überschwemmungen. Extremregen flutet Frankreich – ein Toter in Paris“, vom 18.10.2024, unter https://www.spiegel.de/panorama/frankreich-von-extremregen-geflutet-ein-toter-in-paris-a-6e540f2e-77ee-4db5-b7b2-9b4fd43ac5b4?sara_ref=re-nl-spiegelklimabericht-2024_10_18 (Zugriff am 26.10.2024)
- Spiegel: „Folgen des Klimawandels. Dramatische Regenfälle in West- und Zentralafrika“, vom 23.10.2024, unter https://www.spiegel.de/ausland/klimawandel-verschlimmert-regenfaelle-wie-in-west-und-zentralafrika-a-c8ba6401-0a80-4064-b8c2-382146844422?sara_ref=re-nl-spiegelklimabericht-2024_10_25 (Zugriff am 26.10.2024)
- Spiegel: „Extremwetter in der Klimakrise. Klimawandel verdoppelt Wahrscheinlichkeit von Überschwemmungen wie in Mitteleuropa“, vom 25.9.2024, unter https://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/hochwasser-klimawandel-verdoppelt-wahrscheinlichkeit-von-ueberschwemmungen-wie-in-mitteleuropa-a-418867e9-66aa-4a53-9e0c-b723284be453?sara_ref=re-nl-spiegelklimabericht-2024_09_27 (Zugriff am 26.10.2024)
- Deutschlandfunk: „Überschwemmungen. Wie Hochwasser und Klimawandel zusammenhängen“, vom 25.9.2024, unter https://www.deutschlandfunk.de/ueberschwemmungen-hochwasser-klimawandel-100.html (Zugriff am 26.10.2024)
- WWF Deutschland: „Mit der Natur, nicht gegen sie. Forderungen für mehr Hochwasserschutz“, vom 13.9.2024, unter https://www.wwf.de/themen-projekte/fluesse-seen/hochwasser/forderungen-fuer-mehr-hochwasserschutz (Zugriff am 26.10.2024)

Eine Story von: Stephanie
Stephanie schreibt ehrenamtlich für die WWF Jugend Community. Sie ist im Redaktions- und Aktionsteam. Auch du kannst hier mitmachen - melde dich gerne bei uns.