Akrobatik an der Staumauer (Fantastischer Fakt)

Published on June 5, 2024

Immer wieder warnen Ernährungsexperten vor zu salziger Ernährung. Gerade in Fertiggerichten sei der Elektrolytanteil hoch, der den körpereigenen Wasserhaushalt beeinträchtigt. In der Natur hingegen ist frei vorliegendes Salz eine Seltenheit.

Viele Tiere legen ausgefeilte Tricks an den Tag, um an das Mineral heranzukommen. Ein solches Schauspiel ereignet sich regelmäßig unter anderem an der Cingino-Staumauer in der italienischen Provinz Verbano-Cusio-Ossola. Die 49 Meter hohe Mauer wurde ursprünglich zur Wasserkraftnutzung erbaut. Mittlerweile ist sie weit über die Grenzen Italiens hinaus für ihre ungewöhnlichen Besucher bekannt. In der schwindelerregenden Höhe turnen nämlich Steinböcke (Capra ibex) auf den grob zementierten Steinen.

Um ihren Salzbedarf zu decken, erklimmen Steinböcke immer wieder Staumauern, wie hier am Barbellino-Staudamm in den italienischen Alpen

© GettyImages; Um ihren Salzbedarf zu decken, erklimmen Steinböcke immer wieder schwindelerregende Höhen. Hier bestieg eine Gruppe die Staumauer des Barbellino-Staudamm in den italienischen Alpen.

 

Die in den Alpen heimischen Tiere fühlen sich gerade im felsigen Hochgebirge nahe an der Baumgrenze wohl. Das Leben in dieser Höhe verlangt von ihnen nicht nur eine Anpassung an die karge Kost, sondern macht auch gewisse Kletterkünste unerlässlich. Um Fressfeinden zu entkommen, ziehen sich die Herden nachts in die felsige Landschaft zurück und auch auf der Flucht vor Jägern ist die Fähigkeit zur behänden Fortbewegung auf unsicherem Grund von entscheidendem Vorteil. Ihre besonders beschaffenen Hufen ermöglichen den Ziegenverwandten einen sicheren Halt. In der Moderne sogar in besonders dreister Weise: Die Staumauer verläuft nahezu senkrecht und bietet nur knappe Mauerüberstände zum Halt. Dort lecken die großen Huftiere mit ihren schmalen Lippen unermüdlich an den Mauersteinen der Cingino. Denn das aufgestaute Wasser, das durch die Staumauer hindurchsickert und auf der Oberfläche verdunstet, hinterlässt dort wertvolle Salze. Besonders Jungtiere und Mütter kann man aus dem Tal als kleine, fast unwirkliche braune Punkte an der Steilwand beobachten. Ausgewachsene Böcke sind aufgrund Ihres schweren und vor allem sperrigen Gehörns aber auch aufgrund ihres Körperschwerpunktes nicht zu dieser Akrobatik in der Lage. Diese müssen sich wie andere Tierarten eigene Strategien überlegen, um ihren täglichen Salzbedarf zu decken.

Die Strategien anderer Pflanzenfresser zur Deckung ihres Salzbedarfs sind vielseitig. Elche beispielsweise decken ihren Salzbedarf im Sommer durch den Verzehr von bestimmten Wasserpflanzen, nach denen sie mitunter mehrere Meter tief tauchen.

Das umgangssprachliche Salz, Natriumchlorid, wird dringend benötigt, um beispielsweise die Reizweiterleitung in Nerven- und Muskelzellen zu ermöglichen und ist auch bei anderen zellulären Prozessen unerlässlich.

 

 

 

 

Quellen:

https://www.wwf.de/themen-projekte/artenlexikon/elch

https://www.wissenschaft-aktuell.de/artikel/Warum_die_Ameise_an_den_Salztopf_geht1771015585463.html

https://de.wikipedia.org/wiki/Cingino-Staumauer


Eine Story von Helen

Helen schreibt ehrenamtlich für die WWF Jugend Community. Sie ist im Redaktions- und Aktionsteam. Auch du kannst hier mitmachen - melde dich gerne bei uns.