Verrücktes aus der Vogelwelt (Fantastische Fakten)

Published on April 30, 2024

    Je mehr man sich mit Vögeln beschäftigt, desto mehr kommt man ins Staunen. Vögel sind wahre Flugakrobaten. Vögel sind erstaunliche Überlebenskünstler. Und vor allem: Vögel sind viel intelligenter, als wir glauben.

    Von wegen Spatzenhirn!

    Die Gehirne von Vögeln sind zwar im Vergleich viel kleiner, trotzdem können sie genauso schlau sein wie manche Säugetiere. Die Hirnforschung zeigt, dass Vogelhirne effizienter organisiert sind und ihre Nervenzellen zwei bis drei Mal dichter verbunden sind als bei Säugetieren. Darüber hinaus benötigen Vögel nur ein Drittel der Energie, die Säugetiere aufwenden müssen, um ihr Gehirn zu versorgen. So können zum Beispiel Krähen, deren Gehirne nur etwa 10 bis 20 Gramm wiegen, durchaus die Denkleistung von Schimpansen erreichen, deren Gehirn 400 Gramm auf die Wage bringt.

    Vögel gibt es seit rund 100 Millionen Jahren. Sie haben in der Evolution offenbar einen sehr erfolgreichen Weg beschritten, ihre Gehirne zu entwickeln. Unser Gehirn hingegen konnte sich nur deshalb so stark entwickeln, weil unser Organismus massenhaft Energie verbraucht. Obwohl unser Hirn nur etwa zwei Prozent unseres Körpergewichts ausmacht, verbraucht es 25 Prozent der Körperenergie. Uns Menschen gibt es übrigens erst seit gut 1 Millionen Jahren - den "Homo sapiens" sogar erst seit 300.000 Jahren. Die Vögel können also auch auf eine viel längere Erfahrung im Laufe der Erdgeschichte zurückblicken.

    Lügen haben kurze Beine

    Um zu erkennen, wie schlau und gewitzt Vögel sind, muss man sie einfach nur ein bisschen beobachten. Spatzen zum Beispiel öffnen Türen mit Bewegungsmelder, indem sie davor herumflattern. Sie schnappen sich Papiertüten, die auf dem Boden liegen, und rütteln daran, damit Brotkrümel herausfallen. Und sie wissen, dass sich auf parkenden Autos die meisten Insekten sammeln, weil die Temperatur auf den Karosserien höher ist. Eichelhäher verstecken rund 11.000 Eicheln als Wintervorrat in Wurzelhöhlen, Erdlöchern und Felsspalten - und finden die meisten wieder. Raben fliegen mit Nüssen über Straßen und lassen sie auf den Asphalt fallen, um sie zu knacken. Und sie geben einander Namen und erkennen sich wieder - auch wenn sie sich mehrere Jahre nicht gesehen haben.

    Blaumeise am Futtersilo © GettyImages
    Blaumeise am Futtersilo © GettyImages

     

    Auch wenn's ums Tricksen und Täuschen geht, stehen uns die Vögel in nichts nach. Blaumeisen streiten sich ganz gerne mal mit ihresgleichen oder auch anderen Vogelarten um Futter. Doch nicht nur das - Es wurde sogar schon beobachtet, wie eine Blaumeise einen Alarmruf ausstößt, obwohl gar kein Feind in der Nähe ist. Schon lange wissen wir, dass Blaumeisen die anderen Vögel warnen, wenn sich Sperber, Habichte, Füchse, Katzen oder andere gefährliche Feinde nähern. Dass einzelne Blaumeisen dies aber auch nutzen, um sich einen Vorteil zu verschaffen, ist eine relativ neue Entdeckung. Während sich die Artgenossen ins Dickicht retten, kann sich der Betrüger in Ruhe alleine über die Körner, Larven und Insekten her machen. Das geht aber auch nicht dauerhaft gut. Denn ebenso wurde beobachtet, dass die anderen Meisen den Betrug durchschauen, wenn eine Meise den Trick zu oft anwendet. Dem Betrüger wird dann einfach nicht mehr geglaubt, und seine Warnrufe ignoriert.

    Bunt gefierderte Überlebenskünstler

    Doch nicht nur in Sachen Intelligenz sind Vögel beeindruckend. Sie haben erstaunliche körperliche Eigenschaften, um die wir sie nur beneiden können. Zum Beispiel kriegen Vögel im Winter keine kalten Füße. Ein extrem fein verzweigtes Netzwerk von Blutgefäßen sorgt dafür, dass sich das Blut, das in Richtung Füße fließt, abkühlt, während sich das Blut, das nach oben fließt, aufwärmt. Auf diese Weise haben sie im oberen Körper eine Körtpertemperatur von 40 Grad, in den Unterschenkeln nur noch 3 bis 5 Grad, und an den Sohlen und Zehen kann die Temperatur sogar unter 1 Grad betragen. Das ist vor allem für Vögel nützlich, die am Wasser leben und deshalb auf einer Eisfläche stehen können, ohne daran festzufrieren.

    Der mit nur 11 Gramm Körpergewicht sehr zierliche Gartenbaumläufer schützt sich vor der Kälte mit Kuscheln. Bis zu 20 Vögel finden sich nachts zu einem sogenannten 'Schlafkneul' zusammen und spenden sich gegenseitig Wärme. Tagsüber trotzen die Vögel dem Winter, indem sie ihre Federn aufplustern und dann aussehen wie kleine Bälle, die auf den Zweigen sitzen. Die Luftschichten zwischen den Federn wirken isolierend wie eine Daunenjacke.

    Singender Zaunkönig © ThinkstockPhotos
    Zaunkönig © ThinkstockPhotos

     

    Laut und virtuos

    Der Zaunkönig gehört mit 9 bis 10 cm zu unseren kleinsten Vögeln. Er hat aber im Verhältnis zu seiner Größe die lauteste Stimme. Der schmetternde Gesang eines Zaunkönigs kommt auf bis zu 90 Dezibel - so laut wie eine Hauptverkehrsstraße - und ist damit fast 500 Meter weit zu hören. Wie können so kleine Tiere so laut sein? Wir Menschen bringen mit Puste unsere Stimmbänder zum Schwingen. Vögel singen hingegen aus dem Bauch heraus. Sie nutzen hierfür den sogenannten "Syrinx", dem Stimmkopf. Er liegt knapp unterhalb der Luftröhre und besteht aus so genannten Membranen (Hautläppchen), die der Vogel zum Schwingen bringt.

    Besonders bekannt ist der sehr laute, trompetenartige Ruf des Kranich. Über zwei Kilometer weit sind Kranichrufe zu hören. Für solch eine Lautstärke nutzen die Kraniche ihre ganze, bis zu 130 cm lange und doppelt gelegte Luftröhre.

    Star © Ola Jennersten / WWF Schweden
    Star © Ola Jennersten / WWF Schweden

     

    Die Nachtigall ist wohl der bei uns bekannteste Singvogel. Sie beherrscht 120-260 „Strophen", die zwei bis vier Sekunden lang sind. Der Schilfrohrsänger singt die kompliziertesten und längsten Songs. Weil er einzelne Bestandteile immer wieder neu kombiniert, singt er niemals dieasselbe Melodie ein zweites Mal. Und dann gibt es noch Vögel, die sogar den Gesang anderer Vogelarten nachmachen. Wenn du einen Mäusebussard im Baum über dir hörst, muss da nicht unbedingt ein Mäusebussard lauern. Es wird wohl eher ein Star sein. Stare bauen in ihre Gesänge sogar auch die Geräusche von zuknallenden Autotüren, Weckern oder Handyklingeltönen ein. Ganz schön verrückt und vielfältig, die Welt der Vögel!