
Tiere in Pflanzengestalt (Fantastische Fakten)
„Das ist eine Pflanze!“ – das denkt man bestimmt beim Anblick dieser Lebewesen. Doch falsch: es handelt sich um Tiere!
In dieser Folge der „Fantastischen Fakten“ geht es um Tiere, die wie Pflanzen aussehen. Sie gehören z.B. zu den Schwämmen, Nessel- oder Polypentieren, zu den Rippenquallen oder Moostieren. Finden könnt ihr sie an der Nord- oder Ostseeküste. Also gar nicht weit weg!

Blättermoostierchen
Das Blättermoostierchen wird auch Flustra folicea genannt. Es kommt in der Nord- und Ostsee vor, wo es auf Muscheln und Steinen am Meeresgrund siedelt. Auffallend sind die derben, breiten „Blätter“. Legt man sie unter ein Mikroskop, erkennt man eine feine Struktur aus netzförmigen Kammern. Diese sind eng wie Bienenwaben und bestehen aus Kalk bzw. Chitin. In jeder dieser kleinen Kammern sitzt ein winziges Einzeltier. Zusammen bilden sie große, blattförmige Kolonien bis zu 20 cm Höhe. Diese bestehen aus über einer Million einzelner Tierchen! Um sich zu ernähren, nutzen die Blättermoostierchen Tentakel, mit denen sie Nährstoffe und Plankton aus dem Wasser holen.
Einzelne Blättermoostierchen werden vermutlich nur wenige Monate alt. Ein ganzer Moostierstock wird jedoch mehrere Jahre alt, da durch Knospung immer wieder neue Blättermoostierchen entstehen. Ungefähr alle 4 Tage entstehen neue Kammern. Unter Wasser kann das Blättermosstierchen richtige „Wiesen“ bilden.
Nach Sturmfluten kann man die „Blätter“ meistens in großen Mengen am Strand finden. Viele Strandbesucher:innen halten sie für Algen oder andere Pflanzen – doch wie ihr nun wisst, handelt es sich beim Blättermoostierchen um ein Tier.
Die sandfarbenen Blätterbüschel werden auch Tierstock genannt. Das ist die Bezeichnung für eine Kolonie aus Tausenden von Tieren, die durch Sprossung auseinander hervorgegangen sind.
Solche festsitzenden Tiere gibt es übrigens nur im Wasser, wo die Strömung unablässlich Plankton und Nährstoffe herantreibt. An Land findet man sie nicht.

Seenelke
Bei einer Nelke denkt man unweigerlich an eine Pflanze. Doch die Seenelke, auch Metridium senile, gehört zu den Aktinien bzw. Blumentieren. Das ist eine Tiergruppe, die die Tiefen der Weltmeere besiedelt. Oft haben sie bunte Farben wie Blumen und heften sich an gesunkene Schiffe, Steine, Felsen oder andere Festkörper. Auch sie nehmen ihre Nahrung (Plankton, Kleintiere) über Tentakel auf, die sie in der Strömung hin- und her bewegen.
Ihr Verbreitungsgebiet erstreckt sich von der Nord- und Ostsee über das Mittelmeer bis in den Atlantik und Pazifik.
Seenelken werden bis zu 30 cm groß und verfügen über bis zu 1000 Tentakeln. Die Farbe variiert von weiß bis bräunlich orange. Seenelken sind bis in einer Tiefe von 160 Metern anzutreffen. Die meisten besiedeln jedoch flachere Bereiche, wo bis zu 500 Tiere pro Quadratmeter vorkommen können.
Seenelken haben eine Fußscheibe, mit der sie sich an den Untergrund haften. Das ist so stabil, dass Seenelken von Menschen nur sehr schwer gelöst werden können. Aber sie können ihren Standort trotzdem verändern: Gefällt es ihnen an einem Ort nicht mehr, lösen sie ihren Saugfuß vom Untergrund und lassen sich als Kugel von der Strömung zu einem anderen Ort treiben. Auf ihrer Fußscheibe können sich Seenelken einige Millimeter pro Tag fortbewegen.
Seenelken können sich übrigens klonen: Dazu schnürt sie kleine Gewebestücke ab, aus denen dann ein identisches Tier heranwächst.
Seenelken gehören zu den Nesseltieren und sind eng mit Quallen verwandt. Korallen gehören ebenfalls zur Gruppe der Blumentiere.
Am Strand kann man Seenelken nur selten finden.

Bohrschwamm
Der Bohrschwamm hinterlässt millimeterkleine Löcher in den Schalen von Muscheln, Schnecken und Kalksteinen. Dort bildet er ein Netz aus winzigen Kammern, das durch zahlreiche Öffnungen Verbindung mit der Außenwelt hat. Der Bohrschwamm wird bis zu 30 cm groß und ernährt sich von Plankton.
Er kommt im Flachwasser und in bis zu 200 Metern Tiefe in der Nord- und (westlichen) Ostsee, dem Atlantik und dem Mittelmeer vor und gehört zu den Meeresschwämmen. Verwandte Arten sind weltweit anzutreffen.
Der lateinische Name des Bohrschwammes ist Cliona celata.
Das eigentliche Tier findet man selten, aber die von ihm durchlöcherten Muscheln und Schneckenhäuser können am Strand entdeckt werden.
Quellen:
- Georg Quedens: „Natur erleben an Nordsee und Ostsee. Was man alles am Strand finden und beobachten kann“, blvBuchverlag München 2005
- Schutzstation Wattenmeer: „Das Blättermoostierchen (Flustra foliacea)“, unter https://www.schutzstationwattenmeer.de/wissen/tiere/sonstige/blaettermoostierchen/ (Zugriff am 26.12.2023)
- Schutzstation Wattenmeer: „Das Blättermoostierchen – Tier des Monats November“, unter https://www.schutzstationwattenmeer.de/fileadmin/schutzstation/dokumente/wissen/Tier_des_Monates_pdf/Tier.Blaettermoostierchen.pdf (Zugriff am 26.12.2023)
- NABU: „Bedrohte Blumentiere: Seenelke (Metridium senile)“, unter https://www.nabu.de/tiereund-pflanzen/sonstige-arten/24557.html (Zugriff am 26.12.2023
- Unterwasserwelt Ostsee: „Gelber Bohrschwamm“, unter http://www.unterwasserwelt-ostsee.de/html/gelber_bohrschwamm.html (Zugriff am 26.12.2023)
- MeerwasserLexikon: „Cliona celata – Gelber Bohrschwamm“, unter https://www.meerwasserlexikon.de/tiere/5855_Cliona_celata.htm (Zugriff am 26.12.2023)

Eine Story von: Stephanie
Stephanie schreibt ehrenamtlich für die WWF Jugend Community. Sie ist im Redaktions- und Aktionsteam. Auch du kannst hier mitmachen - melde dich gerne bei uns.