287 kg in 6 Tagen - Clean Up Walk 2023

Published on January 18, 2024

    Westen an und Mützen auf. Von Güstrow nach Rostock, 80 km an Straßen und Seen entlang, über Felder, durch Dörfer und Wälder und immer einmal mehr bergab als bergauf. 26 Grad und es kann fast nicht schöner werden. Wandern, Baden, Essen, Erzählen und lila Wolken überm Gemeindezentrum. 286,73 kg weniger Müll im Mecklenburger Land. Unsere Bollerwagen schaukelten durch die Landschaft und wir hinterher. Das war der Clean Up Walk 2023.

    Was wir erlebt haben, könnt ihr in diesem Bericht sowie auf unserer Spendenseite nachlesen. Dort haben wir tägliche Updates gepostet. Die Spendenaktion läuft noch und wir freuen uns über jede Unterstützung!

    In die Röhre geguckt
    Wie immer haben wir viele Flaschen, Taschentücher, Snack-Verpackungen, Autoreifen (sechs), Radkappen (zwei), Leitpfosten (einer), Zigarettenstummel und -packungen gefunden. Aber auch in diesem Jahr konnten wir uns über einige Funde sehr amüsieren. Als wir auf der ersten Etappe einige Pappkartons aus dem hochgewachsenen Grünstreifen bargen, kämpfte sich Dominik weiter ins Gebüsch - und kam mit einem alten Fernseher wieder heraus. Ein Röhrenfernseher, wie ihn viele von uns noch aus der Kindheit kannten. Wer weiß, wie lange der da schon lag. Verrückterweise fanden wir am Tag darauf einen Flachbildfernseher in seinen Einzelteilen. Weitere Funde, die uns zum Schmunzeln und Grübeln brachten, waren ein Fahrradgepäckträger, Gartenschmuck in Spatzenform, ein zerrissenes Grundgesetz auf Arabisch und einige dubiose Flugblätter zum Thema Dritter Weltkrieg und Warnungen vorm Impfen. In einem Rostocker Park sammelten wir den üblichen Müll von den Wiesen und Wegen - und plötzlich war Pauline weg. Wir fanden uns wieder und sie führte uns zu einem kleinen Trampelpfad und einem großen Haufen mit Kleidung und anderem Müll. Alles schon sehr vergammelt und außerdem nass. Das war wirklich richtig eklig! Als wir eine Mülltüte einpacken wollten, ist im letzten Moment noch eine Maus rausgesprungen.

    Von Hügeln überrascht
    Wusstet ihr, dass es in Mecklenburg Hügel gibt? Wir waren überrascht. Nach den fränkischen Steigungen beim Clean Up Walk 2022 hatten wir uns auf das nordische Flachland gefreut. Stattdessen kamen wir ganz schön ins Schwitzen, als wir unser Gepäck und den gefundenen Müll den ein oder anderen Höhenmeter hochschoben. Ebenfalls überrascht waren wir von der Müllabholung. Als wir in Lüssow ankamen, den Müll gewogen und zum ausgemachten Ablageort gestellt haben, sind wir erstmal Baden gegangen. Eine Stunde später waren wir wieder da - und der Müll weg. Auch in Schwaan haben wir gefühlt nur einmal kurz weggeguckt und schon war der Müll abgeholt. Riesen Kompliment und ein dickes Dankeschön an den Landkreis Rostock!

    Und am Ende war`n da Duschen
    Wochenlange regnete es, aber als wir uns mit unserem schweren Gepäck in den Norden aufmachten, war plötzlich der Sommer wieder da. Und auf einmal ist es wieder spürbar, dass dieser Sommer der heißeste seit Beginn der Aufzeichnungen war. Die Hitze machte uns an manchen Tagen echt zu schaffen. Wir suchten den Schatten der Alleen und bauten auf unser Müllsammler:innen-Glück, dass die Bäume nicht der Straße, sondern dem Radweg, auf dem wir unterwegs waren, Schatten spendeten. Die Trinkpausen wurden häufiger, Sonnencreme mehrmals nachgetragen und den ein oder anderen Kilometer liefen wir mehr oder weniger schweigend nebeneinanderher und sparten unsere Energiereserven fürs Laufen, Bollerwagen Ziehen oder Müll Sammeln. Energie getankt haben wir während der ausgiebigen Mittagspausen, in denen auch der ein oder andere Mittagschlaf drin war. Besonders glücklich gemacht hat uns der kühle Badesee in Lüssow. Auch in Schwaan und Papendorf gab es einen Fluss bzw. See, in denen wir zwar nicht badeten, aber zumindest unsere Füße und Mützen kurz reinhalten konnten. Auf der Etappe von Schwaan nach Papendorf war es besonders heiß. Was uns an diesem Tag wie eine weit entfernte Fata Morgana hat weiterlaufen lassen, war die Vorfreude auf die Warnowschule Papendorf, in deren Tunrhalle wir übernachten durften. Turnhalle heißt: Duschen! Das tat dann richtig richtig gut! In unserer letzten Unterkunft, im Pädagogischen Kolleg Rostock, hätten wir eigentlich keine Duschen gehabt. Vielleicht war es Mitleid, vermutlich aber einfach von Herzen kommende Großzügigkeit, dass uns unsere Ansprechpartnerin vor Ort, Frau Bäumler, ganz spontan doch noch Duschen zur Verfügung gestellt hat. Am Ende saßen wir bei angenehmen abendlichen Temperaturen, frisch gestriegelt und geduscht in Rostock im Restaurant und haben unseren letzten gemeinsamen Abend gefeiert.

    Land, Leute und drei Verneigungen
    Wie immer lernten wir beim Clean Up Walk Land und Leute kennen. Am Tag unserer ersten Etappe haben wir z.B. einen Abstecher in die schöne Güstrower Innenstadt gemacht und uns den Dom angeschaut. Nachmittags kamen wir in Lüstrow an – einem träumerischen Dorf mit dem schönsten Gemeindehaus und den nettesten Leuten, wo gibt. Dort durften wir nicht nur übernacheten, uns wurde auch zum Dank für unseren Einsatz ein leckerer Wein geschenkt. Und für uns gekocht! Als wir erfrischt und erholt vom Badesee kamen, könnten wir unseren Augen und Nasen kaum glauben. Mit Essen frisch aus dem Ofen aus Gemüse aus dem eigenen Garten ließen wir es uns richtig gut gehen und verbrachten den Abend mit kugelrunden Bäuchen. Auch am Morgen wurden wir mit Tee und Kaffee versorgt. An dieser Stelle nehmen wir noch eine Danksagung voraus und bedanken uns ganz ganz herzlich bei Frau Bellgardt für diesen so großzügigen Empfang.

    Mit den Warnwesten und unseren Bollerwagen fielen wir natürlich auf und kamen mit dem einen oder der anderen ins Gespräch. In einem kleinen Örtchen zwischen Oettelin und Schwaan unterhielten wir uns über den Gartenzaun mit einem älteren Herrn, der in der Zeitung von unserer Aktion erfahren hatte. Zwischen Schwaan und Papendorf kamen wir zuerst mit zwei Radfahrer:innen ins Gespräch, später begutachtete eine sehr große Gruppe von Senior:innen neugierig in unsere Mülltüten. Alle fanden es toll, dass wir den Müll sammelten. Der Morgen unserer letzten Etappe startete in Papendorf und mit einem überraschenden Kaffeeangebot vom Hausmeister der Schule. Das wurde dankend angenommen und so saßen wir in der schönen Morgensonne mit dampfenden Tassen und Frühstück auf dem Schulhof. Die Ruhe hielt nicht lange an, es klingelte zur großen Pause und wir als „Erwachsene“ mit unserem lustigen Aufzug waren Gesprächsstoff Nummer 1. Wir stellten uns den Fragen der Grundschüler:innen und freuten uns über die Neugier. Später am Tag kurz vor Rostock hielt eine Fahrradfahrerin und sprach uns an. Als wir ihr erklärten, was wir machen, war sie so begeistert, dass sie ihr Fahrrad abstellte, um sich dreimal schwungvoll vor uns zu verneigen. Diese Unterhaltung und die gute Laune der Frau gab uns genau die Energie, die wir für die letzten Kilometer bis zu unserem Endziel brauchten.

    Wie immer war der Clean Up Walk ein unvergessliches Erlebnis! Wir haben es sogar ins Fernsehen geschafft! Schau hier ab Minute 9 rein.

    An dieser Stelle möchten wir allen danken, die den Clean Up Walk ermöglicht haben:
    - den Unterkünften: die Mariä Himmelfahrt Gemeinde in Güstrow, die ev.-luth. Gemeinde in Lüssow, das Gemeindezentrum Oettelin, der Jugendclub des Haus der Generationen in Schwaan, die Warnowschule in Papendorf und das pädagogische Kolleg in Rostock,
    - dem Landkreis Rostock, der die Müllentsorgung unglaublich schnell und zuverlässig organisierte,
    - den WWF Hauptamlichen, die uns bei der Organisation unterstützten,
    - dem Materialtransporteur, der uns die Bollerwagen nach Güstrow brachte und auch wieder abholte,
    - dem Orga-Team Maren, Basti, Dominik und Lena, das sich um den Kontakt zu den Unterkünften, dem Müllentsorger, den Teilnehmenden, dem WWF, der Presse sowie um das Material, die Bewerbung, die Routenplanung und die Berichterstattung von vor Ort gekümmert haben,
    - und natürlich vor allem den fleißigen Müllsammler:innen, Isa, Miri, Paul, Helene und Pauline, die uns halfen insgesamt 286,73 kg Müll aus der Natur zu bergen!

    Danke auch an alle Leute, die bereits für unser Projekt gespendet haben! Noch ist unser Spendenziel nicht erreicht, also werde jetzt aktiv und teile diese Seite in all deinen Netzwerken und lass selbst eine Spende da. Wir freuen uns über jeden Betrag, egal ob klein oder groß. Dieses Jahr gehen die Erträge aus unserer Aktion an das WWF-Projekt auf Koh Libong, wo der WWF gemeinsam mit dem Umweltdienstleister PreZero die Plastikflut bekämpft. Das Projekt hat zum Ziel, den Eintrag von Plastikmüll in die sensiblen Küstengewässer der Insel zu reduzieren. Der hohe Verbrauch von Einweg-Plastik in touristischen Zentren vor allem in unmittelbarer Nähe zu marinen Schutzgebieten verstärkt das Problem zunehmend. Die Maßnahmen des WWF zielen vor allem darauf ab, das Abfallmanagement entlang der Küstenstädte zu verbessern, getrennte Müllsammlungen einzuführen und die Recyclingquoten von Wertstoffen zu erhöhen. Hier findest du alle Infos zu dem Projekt.

    Wir sehen uns im nächsten Jahr! Über die Community bleibst du auf dem Laufenden und erfährst noch in diesem Jahr, in welcher Ecke Deutschlands der Clean Up Walk 2024 stattfindet.


     


    Die Autorin Lena

    Eine Story von: Lena

    Lena schreibt ehrenamtlich für die WWF Jugend Community. Sie ist im Redaktions- und Aktionsteam. Auch du kannst hier mitmachen - melde dich gerne bei uns.

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