
Die geheime Sprache der Elefanten
In den Wäldern Zentralafrikas haben Forscher:innen fast eine Million Stunden Elefantenstimmen aufgenommen. Erste Auswertungen zeigen: Elefanten trompeten nicht nur, sondern sie grummeln auch in niedrigen Frequenzen, die wir Menschen mit bloßem Ohr oft nicht hören, aber spüren können. Die Aufnahmen zeigen: Die Kommunikation zwischen Elefanten ist vielfältiger, als wir zunächst dachten. Ob wir vielleicht in naher Zukunft ihre Sprache verstehen können?
Waldelefanten führen ein Leben im Verborgenen, versteckt im dichten Dschungel. Es ist dort viel wahrscheinlicher, das Knacken der Äste und die tiefen Rufe der Dickhäuter zu hören, als sie zu sehen. Auf fast 1.200 Quadratkilometern haben Forschungsteams des Elephant Listening Projektes in den Wäldern des Dzanga-Sangha Schutzgebietskomplexes akustische Aufnahmegeräte installiert, um die Geräusche der Elefanten mitzuschneiden. Dzanga-Sangha liegt im äußersten Südwesten der Zentralafrikanischen Republik im Kongobecken und ist eine der bedeutendsten Ökoregionen unserer Erde. Hier leben neben den Waldelefanten auch Schimpansen, Leoparden und die Westlichen Flachlandgorillas.
Die Forscher:innen beobachten außerdem das Verhalten der Elefanten auf der Dzanga Bai, einer großen, natürlichen Waldlichtung. Diese Beobachtungen bringen sie mit den verschiedenen Elefantengeräuschen in Verbindung und erstellen eine Art Wörterbuch: Eine Datenbank, in welcher den Lauten Kategorien zugeordnet werden.
Lange Zeit dachten wir, Elefanten kommunizieren selten - nun wissen wir, dass sie sehr viel sprechen, die tiefen Frequenzen aber für uns nicht hörbar sind. Die Forscher:innen in Dzanga-Sangha machen die Infraschall-Töne in Form sogenannter Spektrogramme sichtbar. Ein Spektrogramm ist die bildliche Darstellung von Frequenzen. Betrachtet man diese genauer, wird deutlich, wie vielschichtig diese Kommunikation ist. So hört es sich zum Beispiel an, wenn sich Elefanten begrüßen:
Die Forscher:innen haben herausgefunden, dass die Begrüßung der Waldelefanten sich bei Tag und Nacht unterscheidet. Die Tiere nutzen ihre niederfrequenten Rufe nicht nur, um über größere Entfernungen mit ihrer Gruppe zu kommunizieren, sondern auch in vielen verschiedenen Zusammenhängen, um den Umgang miteinander zu gestalten. Elefanten sind sehr soziale, hochintelligente Wesen mit starken Familienbanden. Das besser zu verstehen und zu beweisen ist weiteres Ziel des Projektes.
Auf den Aufnahmen sind aber imer wieder auch die Bewegungen von eindringenden Menschen und Schüsse zu hören. Das sind die Wilderer, die die Elefanten töten wollen, um an das Elfenbein zu kommen. Und es kann auch gezeigt werden, wie sich die Laute der Elefanten verändern, wenn sich feindselige Eindringlinge nähern. Mithilfe der Aufnahme ist es nun möglich, die illegale Jagd in Zukunft besser vorhersagen und Anti-Wilderei-Patrouillen effektiver planen zu können.
Das Elephant Listening Project ist nicht nur in Dzanga-Sangha, sondern auch in weiteren Nationalparks aktiv. Denn noch immer weiß man viel zu wenig über die sensiblen Dickhäuter und ihre versteckte Lebensweise macht es schwer, sie zu erforschen. Doch wir brauchen die Waldelefanten auf unserem Planeten. Sie sorgen für gesunde Regenwälder, verteilen auf ihren Wanderungen Pflanzensamen und tragen sogar dazu bei, dass Kohlenstoff im Wald besser gespeichert wird - sie sind also richtig gute Klimaschützer.
Nicht nur deshalb setzt sich der WWF mit voller Kraft für den Schutz dieser wundervollen Tiere ein.
Alle Fotos © WWF

Der Autor Marcel
Eine Story von: Marcel
Marcel ist Community Manager für die WWF Jugend Community.