Was wir von Helsinki lernen können!

Published on August 13, 2023

    Die Klimakrise ist vielschichtig. Sie ist genauso eine Gesundheitskrise, wie eine soziale Vollkatastrophe, wie ein ökologischer Zusammenbruch. Und all diese Faktoren lassen sich kondensiert wie unter der Brennlupe in Städten beobachten. Bis zu 80 % der Weltbevölkerung sollen bis Ende des Jahrhunderts in Städten leben – bei Stand jetzt 2 - 3° Erwärmung. Es ist also superwichtig, dass diese Lebensräume sich an ändernde Klimabedingungen anpassen!

    Und: Die Lösungen sind schon lange da!

     

     

    Expedition Klima goes Helsinki – Was können wir von der finnischen Hauptstadt lernen?

     

    Das Expeditions-Team hat sich auf ihrer Reise durch Finnland einen Tag Zeit genommen, um sich die Hauptstadt genauer anzugucken.

     

    Wir waren unterwegs in Stadtvierteln, die deutlich über 20% Grünflächen haben. Vegetation hilft effektiv dabei, Städte zu kühlen, indem sie Wasser verdunstet und dadurch Wärme reduziert. Gleichzeitig sind es Flächen, die nicht zugepflastert sind und Niederschlag bei starkem Regen versickern lassen. Direkt im Zentrum von Helsinki liegt der stadteigene „central park“ Keskuspuisto, der gleich vier Naturschutzgebiete und sehr viele Tierarten beherbergt. Darunter Säugetiere von Eichhörnchen bis Elch und über 300 Vogelarten. Das bietet natürlich nicht nur ein Naherholungsgebiet, sondern auch eine eigene Lunge und Filteranlage für die Stadtluft.

    Bewohner:innen der Stadt, mit denen wir geredet haben, haben immer wieder die Mobilität in Helsinki hervorgehoben. Man sei nicht auf Autos angewiesen, die Straßenbahnen bringen einen überall hin, viele fahren Fahrrad. Schon bei der Stadtplanung werden ganze Viertel komplett autofrei angelegt. Nachhaltigkeit sei weniger persönliche Entscheidung als strukturell angelegt.

     

    Die Risiken denen Helsinki ausgesetzt ist, sind natürlich andere als beispielsweise in Berlin oder Singapur. Dafür gibt es so genannte Risikoanalysen, die sich angucken, was sich lokal verändert und wie und wer davon betroffen ist. In Helsinki beobachtet man, dass vor allem Starkregenereignisse und Hochwasser zunehmen. In Deutschland geht es zusätzlich um Themen wie Hitzebelastung und Sturmfestigkeit.

     

     

     

    Wie kann man also bei uns Folgen der Klimakrise auf städtischer Ebene abschwächen? Zum ersten Mal wären da natürliche die offensichtlichen Dinge. Es ist heißer. Alles wird anstrengender. Gerade jetzt im Sommer 2023 merken wir das wieder am eigenen Leib. Besonders alte Menschen, Menschen mit chronischer Krankheit oder anders Betroffene, leiden. Die Sterblichkeit steigt. Klares Ziel: Städte abkühlen. Schatten schaffen. Geheimer Trick aus Spanien, 13. Jahrhundert: Wasser. Fließende Gewässer, Springbrunnen oder noch besser Sprühregen können Städte um bis zu 1.5°C abkühlen – oder eben die Alhambra in Granada, Spanien. (Oldfield et al., 2018). Auch hellere Flächen, angepasste Straßendichte  oder begrünte Dächer und Wände können wirkungsvolle Mittel sein, um Städte herunter zu kühlen.

     

    Klimakrise als soziale Krise

    Wer wohnt in den Stadtteilen, die am wenigsten Grünanteil haben? Am höchsten Gebäude und am meisten versiegelte Flächen?

     

    Freiburg beispielsweise ist eine Stadt, deren Klima in besonderer Weise von ihren Hängen am Schwarzwald beeinflusst wird. Abends wenn die Luft abkühlt, wird sie schwerer und fließt förmlich durch die Straßen die Stadt – und fegt die stehende Sommerhitze so ein stückweit weg. Der Krux: In den Vierteln, die von diesem Phänomen und damit einer besseren Luftqualität und kühleren Sommernächten profitieren, wohnen vor allem Menschen, mit einem hohen durchschnittlichen Einkommen und Bildungsgrad. Auch die meisten Stadtbäume und Grünflächen findet man in diesen Vierteln. Langfristig können sich solche Bedingungen auf die Lebenserwartung eines Menschen auswirken. Und dieses Phänomen ist in Deutschland zu beobachten, setzt sich aber natürlich viel drastischer rund um die Welt fort.

     

     

    Was könnte also in Zukunft anders laufen?

    Städte als Lebensräume begreifen. Städte neu planen. Dezentral und vielschichtig. Einem Raum nicht nur eine Funktion geben. Das meint Ökonomin und Transformationsforscherin Maja Göpel.

     

    Was haltet ihr beispielsweise von einer Müllverbrennungsanlage, die a) mitten in der Stadt stehen kann, weil sie keine Schadstoffe in die Luft pustet, b) auf deren Dach man Ski fahren kann und c) 72.000 Haushalte mit Fernwärme versorgt? Klingt verrückt, steht aber genauso in Kopenhagen! Der Architekt Bjarke Ingels hat schon einige solcher Projekte umgesetzt. Er sagt: „Eine nachhaltige Stadt ist nicht nur besser für die Umwelt, sondern auch für ihre Bewohner[Innen]“.

     

    Spannend ist, wenn man sich nachhaltige Stadtentwicklung anguckt, dass es häufig gar nicht um die Reduktion von Treibhausgasen geht, sondern einfach um die Gesundheit und Lebensqualität der Menschen. Das Thema ist sehr vielschichtig und es gäbe noch sehr viel darüber zu berichten. Falls ihr weiterlesen wollt, findet ihr unten ein paar Quellen und Leseempfehlungen!

     


     

    Quellen:




     

     

     

     

     

    Eine Story von: Helen

    Helen ist Teil der Kampagne Expedition Klima! Unsere Mission ist es, dieaktuelle Forschung zum Klimawandel für eine breite Öffentlichkeit verständlicher zu machen.
    Schaue vorbei und schreibe uns bei Fragen gerne an!