
Bezahlen mit Recyclingplastik, Weinflaschen, die sich ein Beispiel an Bier nehmen und eine mutmachende Studie
Plastik ist ein Material, das nicht nur uns in der Community ständig beschäftigt. Mittlerweile haben viele die Probleme erkannt, die mit Kunststoffen zusammenhängen: Auf der ganzen Welt setzen sich Leute dafür ein, die Umweltverschmutzung durch Plastik zu verringern. Ständig gibt es neue Erkenntnisse und Möglichkeiten, die Welt ein kleines bisschen plastikfreier zu gestalten. Heute starten wir bei kreditkarten großen Neuigkeiten und arbeiten uns über Weinflaschen und 200 Tonnen gefischten Müll vor bis zu wirklich guten Aussichten.
Das gibt es heute:
- Bezahlen mit Recyclingplastik
- Beispiel am Bier genommen - Mehrweg für Weinflaschen
- 200.000 kg Plastikmüll gefischt
- Deutsche Müllexporte haben sich in zehn Jahren fast halbiert
- Eine Studie, die Mut macht
- Selbst aktiv werden
Bezahlen mit Recyclingplastik
Sie sind jetzt vielleicht nicht das typische Beispiel für Wegwerf-Plastik: EC- und Kreditkarten. Andererseits werden auch sie nach Ablauf der Karte wohl weggeschmissen. Die Deutsche Bank stellt daher bei ihren Bezahlkarten jetzt auf recyceltes Plastik um. Dies teilte das Unternehmen im Juni der FAZ mit. Betroffen sind davon alle Kredit-, Spar- und Girokarten von 19 Millionen Kunden. Die Karten werden jedoch nicht auf einen Schlag ausgetauscht, sondern nach und nach beim Ablaufen der alten Karte ersetzt. Die Deutsche Bank ist nicht das einzige Unternehmen, das sich Gedanken um seine Bezahlkarten macht. Die GLS Bank bietet die laut eigenen Angaben erste Bankkarte aus Holz ohne Kern aus Plastik an und die Hamburger Fintech Tomorrow testet ebenfalls Karten aus Holz.

Beispiel am Bier genommen - Mehrweg für Weinflaschen
Was für Bierflaschen selbstverständlich ist, trifft auf die meisten Weinflaschen nicht zu: Ein Pfandsystem. Für Weinflaschen besteht dazu in Deutschland nämlich keine Pflicht. Allerdings bewegt sich in letzter Zeit etwas in der Branche. Im März stellte das Weingut Geller aus der Pfalz auf einer Weinmesse in Düsseldorf Weißwein in Bierflaschen vor und war damit nicht allein. Die Genossenschaft Wein-Mehrweg eG zeigte eine Mehrwegflasche für Wein. Das Problem mit bisherigen Weinflaschen ist, dass es allein deutschlandweit über 100 verschiedene Typen Flaschen gibt, wodurch ein einheitliches Rückgabesystem z. B. im Supermarkt erschwert wird. Daher landet der Hauptteil der benutzten Flaschen im Glasmüll. Mehr als eine Milliarde Flaschen werden pro Jahr verkauft. Das Pfandsystem für Bierflaschen könnte daher als Vorbild dienen. Laut Deutschem Brauer-Bund sind 80 Prozent der sich im Umlauf befindenden Bierflaschen Gemeinschaftsflaschen, die alle Brauereien nutzen können. Ein zusätzlicher Anreiz für die Weinbranche ein Mehrwegsystem einzuführen, könnten nun die gestiegenen Kosten für Glas sein, die eine Rücknahme und Spülen der Flaschen profitabler machen könnten.

200.000 kg Plastikmüll gefischt
Es ist regelmäßig Inhalt des Plastik-Updates: Das Projekt „The Ocean Clean up“ des Niederländers Boyan Slat. Ziel des 2013 gestarteten Projekts ist es, den Ozean mit einer 800 m langen Konstruktion aus Netzen vom Plastikmüll zu reinigen. 2021 konnte „Jenny“ bei einer Testphase fast 30.000 kg Plastiksammeln (siehe Plastik-Update November 2021). Nun berichtet die Organisation von einem neuen Erfolg. Mit den ersten Müllfängen des Jahres durch das System 002/B wurden nun bereits 200.000 kg (das sind 200 Tonnen) Müll aus dem Great Pacific Garbage Patch (dem Müllstrudel im Pazifik) gefischt. Dies ist umso erfreulicher, da das Projekt anfangs mehrere Fehlschläge erlitten hatte.

Deutsche Müllexporte haben sich in zehn Jahren fast halbiert
Am 8. Juni, dem World Oceans Day, startete nicht nur die Anmeldung zum WWF Jugend Clean up Walk, sondern es gab anlässlich des Tages auch eine gute Nachricht vom Statistischen Bundesamt: Deutschland exportiert mittlerweile deutlich weniger Plastikmüll ins Ausland. In den letzten zehn Jahren habe sich das Exportvolumen nämlich halbiert. 745.100 Tonnen wurden demnach 2022 exportiert, neun Prozent weniger als 2021. Der Großteil des Mülls (21 Prozent) ging in die Niederlande, die mit Rotterdam einen wichtigen Hafen und Umschlagsplatz besitzen. Darauf folgen die Türkei und Polen.

Knapp 750.000 Tonnen sind zwar immer noch eine gewaltige Menge, da es sich bei Deutschland um den größten Plastikmüll-Exporteur der EU handelt, ist der Rückgang jedoch eine positive Nachricht. Auch der Abstand zu den anderen EU-Staaten hat sich verkleinert. Die Niederlande liegen nach Angaben der EU-Statistikbehörde Eustat auf dem zweiten Platz (701.500 Tonnen), Belgien auf dem dritten (476.600 Tonnen). Was ich mich allerdings sofort gefragt habe: Ist der Abstand zu den anderen Exporteuren nur kleiner geworden, weil Deutschland weniger exportiert oder exportieren die anderen Länder auch mehr als früher? Und was passiert mit dem deutschen Müll, der in die Niederlande gebracht wird? Wird dieser von dort weiter exportiert und zählt ab dort in die niederländische Statistik? Darauf habe ich leider keine Antwort gefunden. Wenn ihr mehr wisst, schreibt es gerne in die Kommentare. Grund für den Rückgang des deutschen Müllexports sind laut dem Statistischen Bundesamt übrigens Einfuhrbeschränkungen in einigen asiatischen Ländern.
Eine Studie, die Mut macht
Im Mai erschien ein Bericht des UNO-Umweltprogramms, der Hoffnung weckt: Laut der Studie ist es möglich, die Verschmutzung durch Plastik bis 2040 um 80 Prozent zu senken. Voraussetzung dafür seien große politische und wirtschaftliche Veränderungen, so dass eine Kreislaufwirtschaft entsteht. Die Studie zeigt auch auf, mit welchen Mitteln, wie viel Müll eingespart werden könnte: Durch Wiederverwendung von Plastik (wozu auch Pfandsysteme gezählt werden) sollen 30 Prozent eingespart werden können. 20 Prozent der Abfälle könnten laut der Studie durch Recycling vermieden werden, unter der Voraussetzung, dass dieses profitabler wird. Hierfür brauche es jedoch Regelungen, um besonderes schwierig zu recycelnde Verpackungsmaterialien zu verhindern. Weitere 17 Prozent seien durch die Verwendung von Papier und anderen kompostierbaren Materialien vermeidbar. Die übrigen 13 Prozent seien zwar weder wiederverwertbar noch ersetzbar, könnten aber durch geeignetere Lagerung auf Deponien aus der Umwelt herausgehalten werden. Der Bericht zeigt auch wirtschaftliche Vorteile einer solchen Kreislaufwirtschaft auf. So könnten 1,27 Billionen US-Dollar bis zum Jahr 2040 bei der Produktion eingespart werden, während durch Recycling zusätzliche Einnahmen entstünden. Gleichzeitig könnten laut UNO-Umweltprogramm 3,25 Billionen Dollar Kosten gespart werden, die durch die Plastikverschmutzung und daraus folgende Kosten in den Gesundheitssystemen entstehen. Zudem rechnet die Studie mit 700.000 Arbeitsplätzen, die durch den Umstieg auf eine Kreislaufwirtschaft in den nächsten Jahren entstehen könnten. Wenn das nicht verlockende Aussichten sind! Wer den ganzen Bericht des Umweltprogramms lesen möchte, wird hier fündig. Es gibt aber auch ein Video dazu, dass die wichtigsten Inhalte zusammenfasst:
Selbst aktiv werden
Zwar dürften es keine 200 Tonnen werden, aber auch der WWF Jugend Clean up Walk trägt jedes Jahr wieder dazu bei, die Welt um uns herum etwas müllfreier zu gestalten. Die Anmeldungsphase für den Clean up Walk 2023 läuft gerade. Alle Infos dazu findest du hier.
In wenigen Tagen startet zudem die nächste große Mitmachmöglichkeit zum Thema Plastik: Der Plastic free July! Bei dieser persönlichen Challenge, können alle ganz einfach mitmachen. Du entscheidest selbst, was dabei dein Ziel ist, welches Plastik zu einsparen möchtest und wie lange du teilnimmst (den ganzen Monat oder nur teilweise) entscheidest du komplett selbst, wie es für dich passt. Wenn du auf der Suche nach Tipps und Tricks bist, dich mit anderen austauschen oder von deinen Erfahrungen berichten möchtest, schau im Juli auf jeden Fall mal im Team Plastik und Meere vorbei!
Eine weitere Möglichkeit gegen Einwegplastik aktiv zu werden, hat Steffi mit uns in der Community geteilt: Im letzten Plastik-Update berichtete sie uns davon, dass die Stadt Tübingen gegen Mc Donald´s gewonnen hat und nun eine Steuer auf Einweggeschirr und -verpackungen erheben darf. Mit einem vorgefertigten Schreiben der Deutschen Umwelthilfe könnt ihr nun eure Stadt oder Gemeinde aufforden, es Tübingen nachzumachen.
Zum Schluss noch eine Möglichkeit für alle aus dem Raum Frankurt am Main. Zwar handelt es sich hierbei nicht um eine Aktion, bei der ihr aktiv etwas tut, aber vielleicht habt ihr Lust, euch kulturell mit der Geschichte des Plastiks zu beschäftigen? Die Frankfurter Schirn zeigt derzeit die Ausstellung "Plastic World", die sich mit der Geschichte von Plastik in der Kunst und den Licht- und Schattenseiten von Kunststoffen von den 1960ern bis heute beschäftigt.
Quellen
https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/deutschland-plastikmuell-export-100.html
https://www.unep.org/resources/turning-off-tap-end-plastic-pollution-create-circular-economy
https://nur-positive-nachrichten.de/positive-nachrichten/umweltfreundliche-bezahlkarten
https://nur-positive-nachrichten.de/positive-nachrichten/mehrwegflaschen-f%C3%BCr-wein

Eine Story von Johanna
Johannna schreibt ehrenamtlich für die WWF Jugend Community. Sie ist im Redaktions- und Aktionsteam. Auch du kannst hier mitmachen - komm in unser Team.