
Bienen - kennst du dich aus?
Auf der Erde gibt es sie bereits seit über 100 Millionen Jahren. Schon die ägyptischen Pharaonen gewannen mit ihrer Hilfe Honig und verwendeten ihn als Grabbeigabe. In Deutschland sind über 570 Arten heimisch. Viele Früchte entwickeln sind nur dank ihrer Bestäubung. Die Rede ist von Bienen.

Honigbienen und ihre wilden Verwandten summen von Frühling bis in den Spätsommer durch unsere Gärten, Parks und Wiesen. Während sie Nahrung für sich und ihren Nachwuchs sammeln, leisten sie Großartiges.
Denn bei ihrer Suche nach Nahrung tragen die Bienen Blütenstaub von einer Blüte zur nächsten. Dadurch können sich die Pflanzen vermehren. Damit leisten die Bienen einen wichtigen Beitrag zur Artenvielfalt und Fortpflanzung der Pflanzen.
Doch leider sind viele (Wild-)Bienenarten bei uns selten geworden. Fand man sie früher in wild wachsenden Hecken, an blühenden Wegrändern oder zwischen Brombeerranken, so sind die Nahrungsquellen für sie heute deutlich weniger geworden. Das wirkt sich natürlich auf die Zahl der Bienen aus. „Unkraut“ wird von Gartenbesitzer:innen oder Landwirten kaum wachsen gelassen. Das ist sehr unpraktisch: Denn gerade Wildpflanzen bieten Bienen und anderen Insekten und wild lebenden Tieren einen vielseitigen Lebensraum mit Nistmöglichkeiten und Nahrung.

Die große Familie der Bienen
Bienen zählen zu den Hautflüglern. Zu dieser Familie gehören auch Wespen, Ameisen und Hummeln. Sie alle haben gemeinsam, dass sie – wie übrigens alle Insekten – sechs Beine besitzen. Der Körper ist in Kopf, Brust und Hinterleib gegliedert. Außerdem tragen die meisten der Hautflügler vier durchscheinende Flügel. Auf den ersten Blick sieht es so aus, als hätten sie nur zwei Flügel – die Flügel liegen sehr dicht beieinander und man muss genau hinschauen, um alle vier zu erkennen.
Unter den Hautflüglern werden nochmals zwei Gruppen unterschieden: Die Taillenwespe und die Pflanzenwespe. Die Taillenwespe lässt sich gut an der schmalen Stelle zwischen Brust und Hinterleib erkennen, der sogenannten Wespentaille.
Auch die Bienen zählen zu den Taillenwespen. Doch während sich z.B. gewöhnliche Wespen und Hornissen von anderen Insekten ernähren, nehmen Bienen nur pflanzliche Nahrung zu sich.
Die Gruppe der Pflanzenwespen ist weniger bekannt. Sie haben keine Einkerbung zwischen Brust und Hinterleib und ernähren sich in der Regel von Pflanzen.
Wenn wir von „Bienen“ sprechen, denken wir meist an die Honigbiene. Sie gehören alle zur gleichen Art und leben in großen Völkern in Bienenstöcken und liefern und Honig oder Bienenwachs.

Doch neben den Honigbienen gibt es bei uns mehr als 570 Arten von Wildbienen. Wildbienen leben meistens als Einzelgänger in der freien Natur (das Fachwort dafür ist „solitär“). Ihre Nester liefern weder Honig noch Wachs. Leider sind mehr als die Hälfte der Wildbienenarten in Deutschland vom Aussterben bedroht. Über 40 Arten sind bereits völlig verschwunden.
Doch egal ob Honig- oder Wildbiene: Beide sind fleißige Bestäuber von Pflanzen.
Honigbienen ernähren sich vom Nektar und den Pollen vieler verschiedener Pflanzen. Unter den Wildbienen gibt es jedoch Spezialisten: Diese Bienenarten sind auf eine bestimmte Pflanze spezialisiert und nur dort anzutreffen, wo diese Pflanze wächst.
Wie bereits erwähnt, leben Honigbienen in Völkern zusammen. Jedes Mitglied hat dort bestimmte Aufgaben: Die Bienenkönigin legt die Eier, die männlichen Drohnen sind für die Befruchtung zuständig und die weiblichen Arbeiterinnen kümmern sich um die Aufzucht des Nachwuchses.
Es gibt auch einzelne Wildbienenarten, die solche Staaten bilden.
Bei den meisten Wildbienenarten kommen die Männchen und Weibchen jedoch nur zur Paarung zusammen. Die restliche Zeit leben sie als Einzelgänger.
Zwischen den solitär lebenden und den staatenbildenden Bienen gibt es noch zahlreiche Zwischenstufen. Manche Bienen bilden z.B. eine Gemeinschaft zum Nisten, kümmern sich aber nur um ihren eigenen Nachwuchs.
Unter den Wildbienen gibt es ferner Erd- und Sandbienen. Die Nester dieser Bienen finden sich unter der Erde. Im Frühling graben die weiblichen Bienen Gänge in den Boden und legen dort ihre Eier ab. Damit die Bienenlarven nach dem Schlüpfen gleich Nahrung haben, geben die Bienen Blütenstaub und Pflanzensaft zu jedem Ei. In den Nestern im Sand und in der Erde sind die Bienen vor Hitze und Fressfeinden (Vögel, Spinnen, …) geschützt.
Man muss genau hinschauen, um ein solches unterirdisches Nest in der Erde zu finden. Am Eingang finden sich oft kleine Erd- oder Sandhügel.

Auch die Holzbienen zählen zu den Wildbienen, die bei uns vorkommen. Sie haben ein kräftiges Mundwerkszeug und knabbern Nistgänge in morsches Holz oder Pflanzenstängel. Dort legen sie mehrere Brutzellen an, die sie mit Pflanzenteilen verschließen. Neben dem Ei kommt in jedes Nest auch hier die erste Nahrung für den Nachwuchs in Form von Blütenpollen, Nektar und Körperflüssigkeit der Bienen.
Holzbienen sammeln ebenfalls Nektar und Blütenstaub von Pflanzen. Wenn sie bei einer Pflanze nicht an den Nektar kommen, nagen sie ein Loch in die Blüte.
Mauerbienen sind bei uns ebenfalls anzutreffen. Viele dieser Bienen sind schon im Frühling unterwegs und tragen fleißig Blütenstaub von Pflanze zu Pflanze. Der Pollen bleibt dabei zwischen den feinen Härchen am Hinterleib der Mauerbienen hängen. Da er nicht mit Pflanzensaft angefeuchtet ist, löst er sich beim Herumfliegen leicht. Dabei rieselt der Blütenstaub auf andere Pflanzen hinab, die sich dann vermehren können.
Mauerbienen nisten meistens in bereits vorhandenen Holräumen. Das können z.B. hohle Pflanzenstängel, leere Schneckenhäuser oder schmale Mauerritzen sein. Wenn eine Röhre mit Lehm verschlossen ist, wurden dort bereits Eier abgelegt.
Die meisten Mauerbienen ernähren sich von ganz unterschiedlichen Pflanzen.
Sie sind sehr fleißig beim Pollensammeln. In einigen Ländern werden Mauerbienen deswegen extra gezüchtet. In Obstplantagen haben sie einen großen Einfluss auf die Anzahl der Früchte.
Mauerbienen sind sehr anpassungsfähig. Sie fliegen auch bei niedrigeren Temperaturen. Mauerbienen sind übrigens sehr friedlich – ihren Stachel setzen sie nur im Notfall ein.
Eine weitere Untergruppe der Bienen sind die Kuckucksbienen. Sie legen ihre Eier in die Nester anderer Bienen. So legt z.B. die gemeine Trauerbiene ihre Eier in die Brutzellen der gemeinen Pelzbiene ab – nach dem Schlüpfen fressen die Larven der Trauerbiene die heranwachsenden Pelzbienen auf und machen sich auch über deren Nahrungsvorrat her.

Bienen weltweit
Weltweit gibt es über 200.000 Bienenarten. Vermutlich sind es noch mehr, die bisher noch nicht entdeckt wurden.
In Süd- und Mittelamerika lebt z.B. die Prachtbiene. Sie ist wichtig für die Bestäubung von Orchideen.
Die asiatische Riesenhonigbiene baut ihre Nester unter Felsvorsprüngen oder weit oben in Bäumen. Die Nester der asiatischen Riesenhonigbiene können über einen Meter groß werden! Sie bestehen aus einer einzigen Wabe, die durch eine dicke Schicht von Bienen vor Angreifern geschützt wird.
Stachellose Bienen wiederum findet man z.B. in Südamerika und Australien.
Die größte Bienenart lebt übrigens in Indonesien: Die Wallace-Riesenbiene wird bis zu 4 cm lang (Körperlänge) und hat eine Flügelspannweite von 6 cm. Sie gilt als eine der größten Bienen weltweit.
Dagegen sind die Schmal- oder Furchenbienen regelrechte Winzlinge: Sie werden nur so groß wie ein Reiskorn.
In Europa gibt es kaum wild lebende Honigbienen - in Afrika dagegen schon. Dort gewinnen die Menschen Honig aus den natürlichen Nestern der wild lebenden Honigbienen.

Das hilft den Bienen
Wenn du dich in deinem Umfeld für Bienen und andere Insekten einsetzen möchtest, kannst du z.B. folgendes tun:
- Verzichte im Garten auf Spritz- und Düngemittel (bzw. bringe deine Eltern dazu, es nicht mehr einzusetzen). Sollte Unkraut überhand nehmen, besser von Hand jäten. Und wie wäre es z.B. mit Brennnesseljauche als Alternative zum Kunstdünger?
- Ein Rasen, der regelmäßig kurz gemäht wird, ist für Bienen nahezu nutzlos. Sie freuen sich über blühende Pflanzen und Blumeninseln mit heimischen Pflanzen, am besten wild wachsenden. Wer den Rasen seltener mäht, bietet den Bienen Unterschlupfmöglichkeiten und kleine Pflanzen wie z.B. Klee.
- Viele Zierpflanzen (Stiefmütterchen, Geranien etc.) sehen schön aus – für Bienen bieten sie aber kaum Nahrung. Besser geeignet sind Bartblumen, Erika, Sonnenblumen, Kornblumen, Fetthenne, Natternkopf, Distel oder Kräuter wie Lavendel, Thymian, Zitronenmelisse, Schnittlauch, Borretsch, Salbei usw. Lass unbedingt einen Teil der Kräuter blühen, das mögen die Bienen! – Vieles davon geht auch auf dem Balkon. Eine gute Zusammenstellung bienenfreundlicher Pflanzen inkl. Blütezeiten etc. findest du in der Broschüre vom Umweltinstitut München e.V.
- Gefüllte Blüten? Sie mögen Menschen erfreuen, Bienen leider nicht. Sie finden dort keine Nahrung. Vermeide Pflanzen mit gefüllten Blüten lieber und setze auf Pflanzen, die viel Nektar geben.
- Bei der Auswahl der Pflanzen darauf achten, dass vom Frühling bis in den Herbst hinein immer etwas blüht. Frühblüher wie Krokusse kannst du bereits im Herbst pflanzen.
- Lass morsches Holz und trockene Stängel liegen – Bienen lieben es, dort zu nisten. Du könntest z.B. eine kleine Ecke dafür einrichten.
- Auch verblühte Pflanzen kannst du stehen lassen – sie bieten Nistmöglichkeiten und Baumaterial für Insekten und Bienen.
- Wilde Ecken sind der perfekte Lebensraum für Bienen, Insekten und andere Tiere! Mähe dort nicht, jäte kein Unkraut, lass Totholz liegen. Evtl. kannst du an einer sonnigen Stelle einen Steinhaufen oder eine Trockenmauer anlegen. Auch eine sandige Fläche ist gut für sandnistende Bienen.
- Auch (heimische) Gehölze und Beerensträucher werden von Bienen gern angenommen. Blühende Bäume sind super.
- Auf dem Balkon kann z.B. ein Insektenhotel aufgestellt werden. Informiert euch vor dem Kauf oder Bau, nicht alle angebotenen Insektenhotels sind geeignet. Eine gute Anlaufstelle ist z.B. der NABU mit seinen Tipps.
- Vielleicht möchtest du auch eine Insektentränke aufstellen? – Dazu kannst du einfach eine flache Schale mit Wasser nehmen und einige Steine hinein geben. Die Steine helfen den Bienen/Insekten, nicht unterzugehen und sicher landen und trinken zu können. Bienen können nämlich nicht schwimmen.
- Vermeide künstliche Lichtquellen in der Nacht. Sie sind ein Problem für nachtaktive Insekten. Überdenke ggf. die terrassen-/Balkondekoration mit einer Lichterkette. Wenn du Rolläden abends schließt, dringt kein Licht nach draußen. Auch Bewegungsmelder sind wegen dem Wechsel von an-aus problematisch.
- Wer weder einen Garten noch einen Balkon hat oder noch aktiver werden möchte: Auch im Schulgarten, beim gemeinsamen Vorgarten des Mehrfamilienhauses, beim Sportverein oder Jugendtreff freuen sich Bienen über ein vielfältiges und buntes Nahrungsangebot. In einigen Städten kann man auch eine Patenschaft für Bäume übernehmen und die Baumscheiben bepflanzen. Werde zusammen mit anderen aktiv, das macht noch mehr Spaß. Vielleicht könnt ihr in der Schule auch mal Samenbomben basteln?
- Darüber hinaus: Setz dich in Petitionen und in der Politik für Bienen ein. Mach dich stark gegen Pestizide, fordere Blühstreifen und Öko-Landwirtschaft. Setze dich in deiner Stadt/Gemeinde dafür ein, dass auf öffentlichen Flächen keine Pestizide mehr ausgebracht werden und stattdessen Blühflächen angelegt werden.
Kurz gefasst: Bienen und Insekten fühlen sich dort am wohlsten, wo sie eine vielfältige Nahrung aus heimischen Blumen und Wildkräutern vorfinden.
Viel Spaß beim Aktiv werden!

Bienenradio
Kennst du schon das BEE RADIO? Dort bekommen Wildbienen eine Stimme. Ja, tatsächlich! Der WWF und das Thünen Institut haben dazu das Summen der Bienen in ihrer natürlichen Umgebung aufgenommen. Anschließend wurde das Summen dem Tool „Hum to Search“ vorgespielt – dieses Tool findet Lieder, die vorgesummt werden. Und das funktioniert auch mit dem Summen von Bienen! Diese Lieder fanden nun im Radio auf „Antenne Bayern“ eine Plattform. Mit dem Bienenradio verschaffen sich die Bienen nun Gehör und sind für ihre Artgenossen im Einsatz. Hör einmal rein!
Außerdem gibt es bei Utopia einen Podcast zum Thema „Bienen – das solltest du über sie wissen“.
Quellenangabe:
- Umweltinstitut München e.V.: „Dein Bienengarten – So schaffst du ein Paradies für Bienen, Hummeln und Schmetterlinge“
- Schwager & Steinlein: „Die Biene – ein Sachbuch für Kinder“
- WWF Deutschland: „Wildbienen kriegen eine Stimme: das Bienenradio“, unter https://www.wwf.de/themen-projekte/naturschutz-deutschland/projekt-brommi-gemeinsam-insekten-schuetzen/bienenradio (Zugriff am 20.5.2023)
- Utopia: „11 erstaunliche Fakten zu Wildbienen und ihrem Schutz“, unter https://utopia.de/sponsored-content/11-erstaunliche-fakten-zu-wildbienen-und-ihrem-schutz/ (Zugriff am 20.5.2023)

Eine Story von: Stephanie
Stephanie schreibt ehrenamtlich für die WWF Jugend Community. Sie ist im Redaktions- und Aktionsteam. Auch du kannst hier mitmachen - melde dich gerne bei uns.