Deutschland: Klimaziel für 2022 eingehalten

Published on March 23, 2023

Deutschland setzt sich Jahr für Jahr Klimaziele für einzelne Sektoren. Festgehalten sind diese Zielwerte im Bundesklimaschutzgesetz (KSG). Im Jahr 2022 hat Deutschland das Klimaziel erreicht. 2022 wurden 1,9% weniger Treibhausgase ausgestoßen als noch 2021. Während Verkehr und Energie mehr Treibhausgase verursacht haben, hat der Sektor Industrie seine Emissionen verringern können.

In konkreten Zahlen bedeutet das: Im Jahr 2022 hat Deutschland insgesamt 746 Millionen Tonnen CO2e ausgestoßen. Das sind 1,9% weniger als 2021.

Seit 1990 sind die Emissionen in Deutschland um 40,4% gesunken. In der Summe hat die Bundesregierung das Klimaziel also eingehalten.

Betrachtet man die einzelnen Sektoren, gibt es positive und negative bzw. unzureichende Entwicklungen.
 

Die THG-Emissionen in Deutschland sinken lansgam. / © Umweltbundesamt

 

Energie und Ausbau Erneuerbarer Energien

Im Bereich der Energie wurde durch den Ukrainekrieg und die Sanktionen gegen Russland weniger Gas verbraucht. 2022 wurden in Deutschland 10,8% weniger Erdgas verbraucht als 2021. Dafür wurde aber mehr Kohle zur Stromerzeugung verbrannt. – Leider ist Kohle klimaschädlicher als Gas. Auch wurde mehr Mineralöl zum Heizen verwendet, um den Rückgang beim Erdgas auszugleichen.
So stiegen auch die Emissionen aus der Energieerzeugung auf 256 Millionen Tonnen CO2e. Das sind 4,4% mehr als im Vorjahr.
Die Emissionen im Energiesektor stiegen damit das zweite Jahr in Folge an, statt zu sinken.

Obwohl mehr Emissionen ausgestoßen wurden: Der Energiesektor hat sein Klimaziel trotzdem erreicht, wenn auch nur knapp.
Das liegt wesentlich am Ausbau der erneuerbaren Energien: Die Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energiequellen stieg 2022 um 9% gegenüber 2021.

Im Jahr 2022 lag der Anteil an erneuerbar erzeugter Energie das erste Mal bei über 20% bezogen auf den Bruttoendenergieverbrauch. Das bezeichnet den Verbrauch von Strom, Wärme und Kraftstoffen als gesamtes, während der Bruttostromverbrauch nur den Stromverbrauch betrachtet. Hier lag der Anteil an Erneuerbarer Energie bei 46,2 %.

Damit ist der Anteil an Erneuerbarer Energie im Jahr 2022 weiter gewachsen. Das Umweltbundesamt (UBA) mahnt dennoch, den Ausbau deutlich zu beschleunigen. Um den Anteil der Erneuerbaren Energiequellen im Strombereich bis 2030 auf 80% zu steigern, muss der Ausbau dreimal so schnell wie bisher erfolgen.
 

Entwicklung der Erneuerbaren Energien / © Umweltbundesamt

 

Wohnen/ Gebäude

Der Sektor Wohnen/Gebäude hat das Klimaziel dagegen nicht erreicht. Zwar sanken hier die Emissionen auf 112 Millionen Tonnen CO2e (5,3% weniger als 2021). Gegenüber 2021 konnten jedoch lediglich 6 Millionen Tonnen CO2e eingespart werden. Damit überschreitet der Gebäudesektor das zweite Jahr in Folge das Klimaziel. Um das Ziel zu erreichen, hätten fast doppelt so viele Emissionen eingespart werden müssen.

Die eingesparten Emissionen bei Gebäuden lassen sich ebenfalls auf die stark gestiegenen Energiepreise zurückführen. Auch die milde Witterung hat zu weniger Emissionen geführt.

 

Verkehr

Auch im Verkehrsbereich wurden die sektorbezogenen Klimaziele nicht erreicht. Hier stiegen die Emissionen auf 148 Millionen Tonnen. Im Vergleich zum Vorjahr sind das 1,1 Millionen Tonnen CO2e  mehr. Laut Bundesklimaschutzgesetz hätte der Verkehrssektor 2022 maximal 138,8 Millionen Tonnen ausstoßen dürfen.
Der Verkehrssektor ist der einzige Sektor, der sowohl sein Jahresziel verfehlt und gleichzeitig auch einen Anstieg der Emissionen im Vergleich zu 2021 vorweist. – Und das, obwohl es 2022 im Sommer das 9 € Ticket gab und die Kraftstoffpreise 2022 besonders hoch lagen. Doch nach Aufhebung der Corona-Beschränkungen hat der Verkehr wieder zugenommen und die hohen Kraftstoffpreise wurden durch den „Tankrabatt“ politisch gewollt gemindert.

 

Industrie, Landwirtschaft und Abfall

Die Industrie hat 2022 viel dazu beigetragen, dass Deutschland das Klimaziel für 2022 erreichen konnte. In der Industrie gab es einen deutlichen Rückgang an Emissionen. Der Ausstoß sank um ganze 10,4% auf nun 164 Millionen Tonnen im Jahr 2022. Das sind 19 Millionen Tonnen CO2e weniger als im Vorjahr.
Ein Hauptgrund sind die gestiegenen Energiekosten. Gerade energieintensive Industriezweige wie die Chemiebranche und Metallverarbeitung weisen aktuell eine geringere Produktion auf, was letztlich Emissionen einspart.

Auch in der Landwirtschaft wurden weniger Emissionen ausgestoßen. Zurückzuführen ist das auf eine geringere Anzahl an Schweinen in der Tierhaltung und einen geringeren Einsatz von Mineraldünger.
Der Landwirtschaftsbereich kann eine Einsparung von 1,5% verbuchen. Das sind 0,9 Millionen Tonnen CO2e weniger als im Vorjahr. Insgesamt wurden 62 Millionen Tonnen Emissionen verursacht – das ist sogar deutlich unter dem erlaubten Wert von 67,6 Millionen Tonnen für 2022.

Hier kann sich der Abfallsektor anschließen. Die Emissionen sind auch hier gesunken und liegen sehr deutlich unter der erlaubten Menge: von der erlaubten Jahresemissionsmenge von 8,5 Millionen Tonnen wurden nur 4,3 Millionen Tonnen CO2e ausgestoßen. Das sind 4,5% weniger als 2021.
Die geringeren Emissionen lassen sich durch geringere Werte aus der Abfalldeponierung erklären. Das Verbot, organische Abfälle zu deponieren, hat hier wesentlich dazu beigetragen.

 

So haben sich die einzelnen Sektoren entwickelt / © Umweltbundesamt

 

Sofortmaßnahmen

Die vorgelegten Daten zu den Emissionen werden nun vom Expertenrat für Klimafragen geprüft. Dafür hat der Rat einen Monat Zeit. Danach haben die Ministerien für Verkehr und Gebäude drei Monate Zeit, um ein Sofortprogramm vorzulegen. Darin müssen sie darstellen, wie ihr Bereich die Klimaziele erreichen kann.

 

Ausblick

2022 hat Deutschland das Klimaziel zwar erreicht. Um die weiteren Klimaziele der Bundesregierung zu erreichen, müssen in den nächsten Jahren jedoch jährlich 6% der Emissionen eingespart werden. Betrachtet man die Minderung seit 2010, so liegt sie bisher durchschnittlich bei unter 2% pro Jahr. Das bedeutet: die Anstrengungen müssen mindestens verdreifacht werden, um die Klimaziele der nächsten Jahre einhalten zu können. Ein wichtiger Punkt hierzu ist der wesentlich schnellere Ausbau von Erneuerbaren Energien. Gleichzeitig muss die soziale Balance gewahrt werden. Wenn klimaschädliche Subventionen abgebaut werden, können die dadurch freiwerdenden finanziellen Mittel sinnvoll für einen sozialen Ausgleich verwendet werden.

 


 

Quellenangabe:

Grafiken:

 


 

Die Autorin Stephanie


Eine Story von: Stephanie

Stephanie schreibt ehrenamtlich für die WWF Jugend Community. Sie ist im Redaktions- und Aktionsteam. Auch du kannst hier mitmachen - melde dich gerne bei uns.