Das war 2022 - Erfolge im Natur- und Umweltschutz

Published on January 15, 2023

Ukrainekrieg, Energiekrise, neue Corona-Varianten – das ist uns aus 2022 wohl besonders in Erinnerung. Doch es gab auch positive Meldungen. An einige erinnert ihr euch vielleicht, andere mögen untergegangen sein – schauen wir also nochmal zurück auf das Jahr 2022 und blicken auf Erfolge und positive Meldungen aus dem Umwelt- und Naturschutz.
 

Proteste konnten Ölbohrungen in der Arktis verhinden. / © Hans-Jürgen Mager, unplash.com

 

Schutz für Meere, die Arktis ...

In Norwegen plante der Ölkonzern Equinor das nördlichste Ölfeld der Welt – in arktischen Gebieten. Umweltorganisationen und viele Menschen haben dagegen mobil gemacht und sich für den Schutz der Robben, Eisbären und Polarfüchse eingesetzt – mit Erfolg: Equinor ist von seinen Plänen abgerückt, die arktischen Gebiete und ihre Bewohner sind erstmal sicher vor Ölbohrungen. Auch in Griechenland, Südafrika und im Meer vor Argentinien konnten Ölbohrungen gestoppt werden.

Auch die indigenen Bewohner der Tiwi-Inseln vor Australien haben gegen Öl- und Gasbohrungen vor den Inseln geklagt – und gewonnen. Der Santos-Konzern muss die Bohrungen bis auf weiteres einstellen. Auf den Tiwi-Inseln leben hunderte Tier- und Pflanzenarten, die weltweit nur dort vorkommen. Die Ölbohrungen würden diese einmalige Artenvielfalt gefährden. Durch den Stopp der Bohrungen sind seltene Schildkröten, Wale, Krokodile und Seekühe vorerst geschützt.
 

Geänderte Schifffahrtrouten schützen Wale in Griechenland. / © Todd Cravens, unplash.com


An den Küsten Griechenlands und Sri Lankas gibt es immer wieder tote Wale mit Propellerspuren und Schnittwunden. 2022 hat die größte Reederei darauf reagiert: Sie hat ihre Fahrtrouten geändert. Bisher führte die Schiffsroute durch ein Gebiet, das ein wichtiger Lebensraum für Pottwale ist. Die neuen Routen verhindern nun Begegnungen der Schiffe mit den Walen – ein effektiver Schutz für die als gefährdet eingestuften Tiere.
 

De EU sorgt für besseren Schutz der Wälder in Produkten. / © Imat Bagja Gumilar, unplash.com


... und für Wälder und Landschaften

Auch im Bereich Wald gab es 2022 positive Entwicklungen: Die EU hat ein Gesetz zum besseren Schutz der Wälder beschlossen. Kritische Produkte wie Soja, Rindfleisch, Palmöl, Kakao, Kautschuk, …, dürfen nur noch in der EU auf den Markt kommen, wenn bei der Herstellung kein Wald gerodet und die Gesetze der Herkunftsländer eingehalten wurden. Konzerne müssen nun ihre Lieferketten überprüfen und ihre Produktion überdenken.
Auch der WWF war mit anderen Naturschutzorganisationen an der europaweiten Kampagne (#Together4Forests) beteiligt.

In Deutschland wurde im August 2022 das Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz vorgestellt – darin möchte die Bundesregierung zukünftig den Schutz und die Wiederherstellung von Mooren, Wälder, Auen und Grünland aktiver angehen.
 

Erstaunlich: Teile des Great Barrier Reefs haben sich erholt. / © Chad Talor, unplash.com


Erfolge im Great Barrier Reef

Der Klimawandel setzt dem Great Barrier Reef vor Australien stark zu. Umso erstaunlicher ist es, dass sich ein Teil davon in letzter Zeit erholt hat: In 2/3 des Korallenriffs konnten so viele Korallen nachgewiesen werden wie seit 36 Jahren nicht mehr. Das hat das australische Langzeit-Überwachungsprogramm des Korallenriffs ergeben. So stieg die Korallenbedeckung im nördlichen Teil des Riffs von 13% (in 2017) auf 36% und im mittleren Bereich von 21% auf 33%.  Das sind die höchsten Werte, die seit Beginn der Messungen 1985 gemessen wurden. Forscher begründen diese Erholung mit der Widerstandsfähigkeit der Korallen. Wie langfristig die Erholung ist, ist noch offen – ein Großteil davon wird auf die schnell wachsenden Acropora-Korallen zurückgeführt, welche die bevorzugte Nahrung der Dornenkronen-Seesterne sind und empfindlich auf Wellen durch tropische Stürme reagieren.
 

Bis 2030 sollen mindestens 30% der Erdoberfläche unter Schutz stehen. / © Coralie Meurice, unplash.com


Artenschutz

Im Dezember 2022 fand in Montreal in Kanada die UN-Konferenz zum Schutz der biologischen Vielfalt  statt. Das Abschlussdokument wird als Durchbruch gefeiert: Bis 2030 sollen mindestens 30% der Erdoberfläche, Landflächen und Meere, unter Schutz gestellt werden. Zudem wurde die wichtige Rolle indigener Gemeinschaften und lokaler Gemeinden im Naturschutz betont und die Umweltgefährdungen durch Pestizide sollen bis 2030 halbiert werden.

 

Rechte für Tiere und Landschaften

In Ecuador hat das höchste Gericht 2022 beschlossen, dass Wildtiere Rechte haben. Dadurch dürfen sie nicht mehr gefangen und als Haustiere gehalten werden.

Auch die spanische Salzwasserlagune Mar Menor hat eigene Rechte bekommen. Sie ist damit das erste Ökosystem in Europa mit eigener Rechtspersönlichkeit und einklagbaren Rechten. Die Lagune ist stark belastet, die Wassertemperaturen steigen oft über 30°C, was massenhaftes Fischsterben zur Folge hat.
 

Die UN hat ein Abkommen zur Reduktion von Plastik verabschiedet. / © Jasmin Sessler, unplash.com


Kampf gegen Plastik

Der Kampf gegen Plastik hat 2022 ebenfalls eine Wende genommen: Nach intensiven Verhandlungen hat das Umweltprogramm der UN sich für ein Plastikabkommen entschieden. Ein wichtiger Punkt des Abkommens ist die Reduktion von Plastik. Alle Länder müssen nun in Gesetzen verbindlich festlegen, wie sie bis 2024 Plastikmüll reduzieren wollen.

Auch in Deutschland ging es ums Plastik: 2022 wurden endlich Plastiktüten mit einer bestimmten Dicke verboten.

In der Fußballbundesliga der Männer sind im Sommer 17 von 18 Vereinen auf Mehrwegbecher in den Stadien umgestiegen.
 

Vier europäische Länder legten einen Zeitpunkt für den Kohleausstieg fest. / © Albert Hyseni, unplash.com


Kohleausstieg und Verkehr

2022 legten vier europäische Länder Daten für den Kohleausstieg fest: Bulgarien, Rumänien (spätestens 2032), Slowenien (bis 2033) und Tschechien (spätestens 2033) haben entsprechende Gesetze verabschiedet. Bulgarien hat seinen Kohleausstieg im Januar 2023 allerdings leider verschoben – von 2026 auf 2038.

Im Sommer hatten wir 3 Monate lang die Möglichkeit, für 9€/Monat alle Nahverkehrsangebote in ganz Deutschland zu nutzen – das bundesweit gültige 9€-Ticket machte es möglich und bot einen Vorgeschmack, wie Verkehrswende sein kann.
Gegen Ende des Jahres wurde eine Nachfolge-Lösung gefunden: Zukünftig soll der ÖPNV für 49€/Monat genutzt werden können.

 

In Nepal und Russland gibt es wieder mehr Tiger. / © Blake Meyer, unplash.com


Tierische Erfolge

In Montana in den USA werden wieder Bisons gezüchtet. Sie sicherten indigenen Stämmen über Jahrtausende das Überleben und sind Teil der Kultur und Lebensweise. Nachdem Bisons fast ausgerottet waren, züchten nun immer mehr indigene Gemeinden Bisons und bemühen sich, sie wieder anzusiedeln. Alle paar Monate werden Bisons in andere Regionen gebracht – die langsame Rückkehr der Bisons ist in Gange.

Auf der Internationalen Artenschutzkonferenz CITES wurden die Regeln für den Handel von 60 zusätzlichen Haiarten verschärft: Sie dürfen nun nur noch gehandelt werden, wenn die exportierenden Ländern nachweisen können, dass der Handel der Hai-Population nicht schadet. Zudem muss der legale Ursprung nachgewiesen werden und eine Genehmigung der CITES vorhanden sein.

Bei den Flussdelfinen am Mekong in Kambodscha wurde 2022 Nachwuchs gesichtet. Die Irawadi-Delfine sind stark gefährdet. Umso erfreulicher ist es, dass 2022 mehrere Kälber gesichtet wurden.

In Australien konnten sogar die Buckelwale von der Liste der bedrohten Arten gestrichen werden. Der Bestand ist erstmals wieder auf über 40.000 Tiere angestiegen (von ehemals nur noch 1.500 Tieren).

Die Unechte Karettschildkröte lebt in den USA und den Kapverdischen Inseln. In den Jahren 2021 und 2022 wurden dort so viele Nester wie seit Jahrzehnten nicht mehr gefunden. Seit 2015 hat sich die Zahl der Nester verzwanzigfacht. Möglich wurde dies durch einen besseren Schutz der Niststrände und ein gezieltes Vorgehen gegenüber Wilderei.

2022 war nach dem chinesischen Kalender das Jahr des Tigers. Doch auch im Tigerschutz brachte 2022 einige Erfolge: In Nepal hat sich der Tigerbestand in den letzten 12 Jahren verdreifacht, in Russland hat sich die Zahl der Sibirischen Tiger fast verdoppelt. In den USA wurde ein Gesetz beschlossen, das die Haltung von Tigern und anderen Großkatzen in Privatbesitz stark einschränkt.

In Österreich leben seit der Renaturierung der March-Thaya-Auen halbwilde Konik-Pferde. Die Beweidung und die Pferde wirken sich sehr positiv auf das Ökosystem aus. So hat z.B. der Artenreichtum der Heuschrecken deutlich zugenommen.

20 Jahre waren sie in freier Wildbahn ausgestorben: Die Spix-Aras in Brasilien. Im Sommer 2022 wurden 8 Spix-Aras ausgewildert, im Dezember weitere 12 Tiere. Möglich machte dies ein Nachzuchtprogramm eines Artenschutzvereins aus der Nähe von Berlin.
 

Fördern das Ökosystem: Halbwilde Konik-Pferde in Österreich. / © Hans Veth, unplash.com

 

 


 

Quellenangaben:

 

 


 

Die Autorin Stephanie

Eine Story von: Stephanie

Stephanie schreibt ehrenamtlich für die WWF Jugend Community. Sie ist im Redaktions- und Aktionsteam. Auch du kannst hier mitmachen - melde dich gerne bei uns.